GDV-Jahrespressekonferenz

Einmalbeiträge feiern Comeback, Riester setzt Sinkflug fort

Der Versichererverband GDV blickt auf seiner Jahresmedienkonferenz auf ein Jahr mit positiven wie negativen Entwicklungen zurück. Sorgen bereitet den Versicherern vor allem die Cybersicherheit in Deutschland. Doch eine Lösung ist in Arbeit.

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14:02 Uhr | 13. Februar | 2025
Fred Asmussen und Norbert Rollinger

Blickten auf das vergangene Jahr zurück: GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen (links) und Verbands-Präsident Norbert Rollinger

| Quelle: GDV

Die gute Nachricht vorneweg: Nachdem die Kfz-Versicherung in den vergangenen Jahren tief in die roten Zahlen gerutscht war, ist in diesem Jahr erstmals wieder eine schwarze Null möglich. Das gab GDV-Präsident Norbert Rollinger an diesem Donnerstag auf der diesjährigen Jahresmedienkonferenz des Versichererverbands bekannt. Voraussetzung hierfür sei allerdings die Abstinenz großer Naturkatastrophen mit hohem Schadenaufkommen, relativierte Rollinger. Für Versicherungsnehmer, die zuletzt deutliche Prämienanpassungen hinnehmen mussten, sind das positive Nachrichten – schließlich werden erneute massive Beitragserhöhungen dadurch ein Stück unwahrscheinlicher.

Allgemein blickt die Branche wieder ein Stück positiver in die Zukunft. „Der Sektor hat aufgrund der sehr schnellen Zinsanstiege und der hohen Unsicherheit drei schwierige Jahre hinter sich“, blickte Rollinger noch einmal zurück. Nun sei die Talsohle jedoch überschritten. So verzeichnete die Versicherungsbranche 2024 ein Beitragswachstum in Höhe von 5,3 Prozent auf nun 238 Milliarden Euro. Und auch für dieses Jahr geht man von einem ähnlichen Wachstum der Beitragseinnahmen aus.

Steigende Einnahmen in der Lebensversicherung

Auch in der Lebensversicherung stiegen nach Jahren des Rückgangs die Prämieneinnahmen wieder an. Wurde für 2023 noch ein Rückgang in Höhe von 5,2 Prozent vermeldet, stiegen sie 2024 um 2,6 Prozent auf nun 94,4 Milliarden Euro. Interessanterweise erweist sich das Einmalbeitragsgeschäft, das in den vergangenen Jahr aufgrund der starken Konkurrenz durch die Banken stark gelitten hatte, als Zugpferd. Gegenüber dem Vorjahr legte dieses um 10 Prozent zu, für dieses Jahr wird mit einem Zuwachs von 4,8 Prozent gerechnet.

Schwächeln tut es indes das Geschäft gegen laufenden Beitrag (-0,2 Prozent im Jahr 2024). Die Gründe hierfür seien vor allem demografisch, erklärte Rollinger. Viele Verträge laufen aus, neue kommen aufgrund der geringeren Anzahl junger Menschen nicht ausreichend hinzu, um die Verluste zu kompensieren. 

Ein Faktor ist auch, dass weiterhin auf einen Nachfolger bzw. ein Update zur Riester-Rente gewartet wird. Das Riester-Neugeschäft ging im vergangenen Jahr abermals zurück, nur noch rund 30.000 Verträge wurden bei den Versicherern neu abgeschlossen. Auch der Vertragsbestand schmolz im vergangenen Jahr deutlich ab: So gab es am Ende des Jahres nur noch 9,7 Millionen Verträge und damit rund 300.000 weniger als ein Jahr zuvor. Ob sich hieran angesichts des zum 1. Januar 2025 gestiegenen Höchstrechnungszinses etwas ändern wird, bleibt abzuwarten - die Meinungen gehen weit auseinander.

Stagnation in der bAV

Auch die betriebliche Altersvorsorge stagnierte im vergangenen Jahr: Zwar verzeichneten die Versicherer ein leichtes Plus bei den Beitragseinnahmen (+ 0,6 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro), die Zahl der Verträge ging im Vergleich zum Vorjahr jedoch leicht (-0,4 Prozent auf 16,5 Millionen) zurück.

Auch deshalb äußerte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen Bedauern darüber, dass das Betriebsrentenstärkungsgesetz II durch das Platz der Ampel-Koalition nicht zustanden gekommen ist. „Es wäre ein kleiner, aber richtiger Schritt gewesen“, so Asmussen. So liege es nun bei an der nächsten Bundesregierung, die bAV, insbesondere im Hinblick auf die Geringverdienerförderung, aber auch die private Altersvorsorge zu reformieren. „In der geförderten privaten Altersvorsorge agieren wir seit 2002 unter dem gleichen Rechtsrahmen“, merkte Asmussen an. Hier sei eine Anpassung dringend geboten, um neuen Schwung zu generieren.

Allerdings scheinen die Ambitionen der Parteien – legt man ihre Wahlprogramme zugrunde – nicht sonderlich hoch, bemerkte Asmussen. Als möglichen Grund nannte er, dass es sich die Parteien nicht mit der immer größer werdenden Wählergruppe der Über-55-Jährigen verscherzen wollten.

In der Schaden- und Unfallversicherung legten die Beitragseinnahmen der Versicherer um 7,8 Prozent auf 92 Milliarden zu – dies liegt vor allem in den hohen Beitragsanpassungen begründet. Da zuletzt aber die Schäden langsamer stiegen als die Beitragseinnahmen verbuchten die Versicherer ein leicht verbessertes versicherungstechnisches Ergebnis in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.

GDV warnt vor Cyber-Pandemie

Weniger als erwartet trägt die Cyberversicherung zu den Beitragseinnahmen bei. Konnte hier 2023 noch ein Wachstum von 25 Prozent verzeichnet werden, lag dieses im vergangenen Jahr nur noch im einstelligen Bereich, berichtete GDV-Präsident Rollinger. Genaue Zahlen will der Verband im Laufe dieses Jahres veröffentlichen.

Der Grund hierfür liege laut Rollinger häufig bei den Unternehmen selbst. Zwei Drittel von diesen sei so schlecht gegen Cyberrisiken geschützt, dass ein Versicherungsschutz nicht angeboten werden könne. Für den GDV ist diese Entwicklung besorgniserregend, insbesondere da sich viele Täter professionalisierten, während auf der anderen Seite viele Unternehmen ihre IT nur unzureichend schützen.

Cyber kommt zu kurz

Auch in der aktuellen Debatte über den Wirtschaftsstandort Deutschland komme das Thema Cybersicherheit zu kurz, bemängelte Rollinger. Doch auch die Versicherer selbst seien beim Thema Cyberversicherung zurückhaltend, insbesondere da Kumulereignisse, wie beispielsweise die Crowdstrike-Panne im vergangenen Jahr, zu hohen Schäden führen können.

Der GDV arbeitet darum an einem Vorschlag, um Deutschland besser auf eine drohende Cyber-Pandemie vorzubereiten. Dieser sieht neben klaren Verantwortlichkeiten und Notfallplänen auch die Schaffung einer Public Private Partnership vor, mit der systemische Risiken abgesichert werden sollen. Zwar könnten die Versicherer einzelne Risiken abdecken, nicht aber die Folgen einer Cyber-Pandemie.

„Wir wollen zusammen mit dem Staat eine robuste Struktur schaffen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland auf den Fall einer Cyberpandemie vorbereitet und unsere Volkswirtschaft im Ernstfall effektiv schützt“, so Rollinger. Denkbar wäre hier ein Mechanismus, der betroffene Unternehmen mittels staatlicher Überbrückungshilfen vor der Insolvenz bewahrt.

Das entsprechende Konzept will der GDV im zweiten Quartal dieses Jahres vorstellen.