Pünktlich zum Semesterbeginn

Verbraucherschützer warnen vor Finanzvertrieb an der Uni

Die Verbraucherzentrale Hamburg stößt sich am Vertrieb von Finanzprodukten auf dem Campus. Kritisch wird nicht nur die Form der Ansprache der Studenten gesehen, sondern auch die vermittelten Produkte.

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12:04 Uhr | 02. April | 2024
Finanzvertrieb an der Universität

Die Zielgruppe der Studenten gilt für die Versicherer als attraktiv. Manche Vertriebe versuchen, diese bereits auf dem Campus zu umwerben.

| Quelle: SDI Productions

Studenten gelten für Versicherer als attraktive und große Zielgruppe. Im Wintersemester 2023/24 waren rund 2,87 Millionen Studenten an einer deutschen Hochschule immatrikuliert. Um die Zielgruppe zu gewinnen, wird teilweise schon auf dem Campus versucht, sie vom Abschluss von Finanzprodukten zu überzeugen.

Davor warnt aktuell – rechtzeitig zum Semesterbeginn am 1. April – jedoch die Verbraucherzentrale Hamburg. Die auf dem Universitätsgelände angebotenen Produkte „gehen in der Regel am Bedarf der Studierenden vorbei, sind unflexibel, intransparent, erwirtschaften wenig Rendite und kosten unverhältnismäßig hohe Abschluss- und Verwaltungsgebühren“, monieren die Verbraucherschützer in einer aktuellen Mitteilung.

Um die Studenten zu erreichen, würde häufig versucht, diese mittels Geschenken oder kostenlosen Weiterbildungen zu ködern. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die Vertriebsmitarbeitenden gezielt Studierende ansprechen und sie mit kostenlosen Seminaren zum Abfassen der Thesis, Bewerbungstraining oder der Anwendung gängiger Software locken", so Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Ist der Kontakt dann einmal hergestellt und das Vertrauen gewonnen, versuchen die Vertriebler ihre Altersvorsorge- und Versicherungsprodukte an die Studierenden zu verkaufen.“

Koppel-Produkte sorgen für Kritik

Nicht nur die Ansprache der Studenten, sondern auch die vermittelten Produkte treffen bei den Verbraucherschützern nicht auf Wohlwollen. Für Kritik sorgt hier abermals, dass den Studenten häufig eine Kombination aus Basisrente und BU-Versicherung verkauft wird, die Themenkomplexe Altersvorsorge und Arbeitskraftabsicherung somit miteinander verzahnt werden.

„Derartige Kombiprodukte maximieren aber nur die Provision der Vermittler. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es dagegen wichtig, die Risikoabsicherung und den Kapitalaufbau voneinander zu trennen. Das Leben und die Erwerbsverläufe sind nicht planbar, schon gar nicht über Jahre und Jahrzehnte", kritisiert Klug. Auch viele Makler sehen Koppelprodukte kritisch, weisen aber darauf hin, dass sich ein Pauschalurteil hier verbietet. Das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (IFA) kam 2022 in einer Studie zu einer differenzierteren Betrachtung der Produkte.

Die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert zudem, dass in den Versicherungsverträgen häufig eine zu hohe Dynamisierung bei den Beitragszahlungen vereinbart ist. „Die jährliche Beitragserhöhung löst automatisch auch in Zukunft, neue, stattliche Provisionszahlungen der Versicherer an die Finanzvertriebe aus“, kritisieren die Verbraucherschützer. Durch die hohen Abschlusskosten verursachten die Verträge somit auch nach zehn Jahren noch Minusrenditen.

Die Kritik der Verbraucherzentrale Hamburg ist nicht neu. Insbesondere die Gewinnung von Studenten als Neukunden mittels kostenloser Seminare und Weiterbildungsveranstaltungen stand in den vergangenen Jahren immer wieder im Fokus von Verbraucherschützern, unter anderem der Bürgerbewegung Finanzwende. Insbesondere dem Finanzvertrieb MLP wurden dabei immer wieder zweifelhafte Methoden unterstellt, MLP bestreitet diese.