Rente, Gesundheit, Pflege: ALH-Versicherung mahnt zügige Reformen an
Ob Rente, Gesundheit oder Pflege – nach Ansicht der ALH-Gruppe, zu der die Alte Leipziger Lebensversicherung und die Hallesche Krankenversicherung gehören, sind die staatlichen, umlagefinanzierten Systeme längst an ihrer Belastungsgrenze angelangt. Die kommende Bundesregierung müsse deshalb dringend Reformen angehen, forderte der Vorstandsvorsitzende Christoph Bohn auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens am Donnerstag.
„Die Lösungen liegen auf dem Tisch"
In Bezug auf die Altersvorsorge sei es etwa entscheidend, die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) zu stärken – insbesondere mit einer besseren Geringverdienerförderung und Opt-Out-Modellen für alle Betriebe. Gleichzeitig müsse auch die private Altersvorsorge (pAV) durch höhere Renditechancen und eine flexiblere – aber lebenslange – Rentenphase attraktiver gestaltet werden. „Mit den langjährig bewährten Lebensversicherungsprodukten liegen bereits Lösungen auf dem Tisch, um unser Rentensystem zu entlasten“, so Bohn.
„Der Generationenvertrag funktioniert nicht mehr"
Großen Handlungsbedarf sieht man bei der ALH-Gruppe auch im Bereich der gesetzlichen Gesundheitsversorgung und der Pflege. „Der bisherige Generationenvertrag funktioniert hier nicht mehr“, findet Wiltrud Pekarek, Vorständin Hallesche Krankenversicherung. Es müsse deshalb Schluss sein mit weiteren Leistungsausweitungen in der sozialen Pflegeversicherung, die immer nur als Teilkaskoversicherung gedacht gewesen sei. Stattdessen müsse die private, kapitalgedeckte Eigenvorsorge ausgebaut und gestärkt werden.
Vor diesem Hintergrund würde sich Pekarek auch eine größere Verbreitung der betrieblichen Pflegeversicherung wünschen, die auch von Ihrem Haus angeboten wird. Bislang sei die Nachfrage aber noch nicht so, wie man sich das erhofft habe. Dabei sei das Produkt, mit dem vor allem Angehörige von pflegebedürftigen Menschen unterstützt werden sollen, wichtiger und aktueller denn je. Auch hier sei deshalb die Politik gefordert, im Rahmen einer Sachbezugsreform neue Anreize für Arbeitgeber zu setzen.
Umsatz ist leicht gestiegen
Trotz dieser sozialpolitisch sehr unruhigen Zeiten kann die ALH-Gruppe insgesamt auf ein gutes Geschäftsjahr zurückblicken. So konnte der Gesamtumsatz 2024 leicht um 0,7 Prozent gesteigert werden: von 5,32 Milliarden auf 5,36 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte davon entfällt auf die Alte Leipziger Lebensversicherung mit 2,71 Milliarden Euro (VJ: 2,88 Mrd.). Die Hallesche Krankenversicherung trägt mit 1,66 Milliarden (VJ: 1,54 Mrd. €) mehr als ein Viertel zum Konzernumsatz bei. Der Rest entfällt mit 989 Millionen Euro (VJ: 897 Mio.) auf die Tochter-Gesellschaften (Alte Leipziger Versicherung, Bauspar und Trust).
Kfz-Beiträge sollen erhöht werden
Sorgenkinder bleiben, wie auch bei anderen Versicherungskonzernen, die defizitären Sparten Kfz und Wohngebäudeversicherung. Die Gebäudeversicherung ist vor allem von erhöhten Aufwendungen in Zusammenhang mit Elementarschäden betroffen und das Kfz-Geschäft leidet weiterhin unter hohen Werkstattkosten und Ersatzteilpreisen.
Laut Kai Waldmann vom Vorstand der Alte Leipziger Versicherung werden deshalb auch noch einmal im April die Kfz-Beiträge angepasst bzw. erhöht. An eine Abgabe oder Auslagerung der gesamten Sparte sei aber nicht gedacht.
Änderung in der AO-Struktur
Während der Bilanzpressekonferenz ging Frank Kettnaker, Vorstand Vertrieb & Marketing in der ALH-Gruppe, auch noch einmal auf Veränderungen in der Vertriebsstruktur des Unternehmens ein. Die ALH hatte sich bekanntlich vor gut zwei Jahren dazu entschieden, ihre Ausschließlichkeitsvertreter über alle Sparten hinweg zu Mehrfachagenten (MFA) zu machen. Dieser Prozess sei mittlerweile weitgehende abgeschlossen, gab Kettnaker bekannt. „Wir haben mittlerweile 90 Prozent der Mitarbeiter aus der Ausschließlichkeit in das Mehrfachagenten-System überführt.“
Der Grund für den Wandel bei der ALH-Gruppe waren sinkende Bestände und ein rückläufiges Neugeschäft in der AO gewesen. Mit dem neuen Modell könne man Kunden nun ein breiteres Produktportfolio bieten und so besser an sich binden.