3 zentrale Maßnahmen geplant

6.400 Euro Verlust: BaFin will Handel mit Turbo-Zertifikaten erschweren

Eine Marktuntersuchung der BaFin zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Kleinanleger, die in Turbo-Zertifikate investiert, Verluste macht. Mittels dreier zentraler Maßnahmen will die BaFin Anleger nun besser schützen.

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09:05 Uhr | 23. Mai | 2025
Bafin-Gebäude in Frankfurt/Main

Die deutsche Finanzaufsicht will den Handel mit sogenannten Turbo-Zertifikaten künftig stärker regulieren.

| Quelle: Jens Erbeck/ BaFin

Was Sie erfahren werden

  • Die aktuellen Verlustrisiken bei Turbo-Zertifikaten für Privatanleger

  • Die wichtigsten Erkenntnisse aus der BaFin-Marktstudie

  • Geplante Regulierungsmaßnahmen der BaFin zur besseren Anlegeraufklärung

Der Handel mit Turbo-Zertifikaten hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Hochrisikospiel für viele Kleinanleger entwickelt. Eine umfassende Marktanalyse der BaFin deckt nun auf, dass etwa 75 Prozent der Privatanleger mit diesen hochspekulativen Produkten Verluste eingefahren haben - durchschnittlich 6.400 Euro verloren die Anleger dabei im Schnitt. Vor allem Anleger, die viel mit den „Turbos“ handelten, mussten am Ende Verluste verbuchen statt Gewinne einzufahren. Bei Anlegern mit mehr als 1.000 Transaktionen lag die Verlustquote laut BaFin bei 91 Prozent.

Insgesamt entstand so zwischen 2019 und 2023 ein Schaden von rund 3,4 Milliarden Euro. Für die deutsche Finanzaufsicht ist das Grund genug zu reagieren.

Komplett verboten werden soll der Handel allerdings nicht. Stattdessen setzt die BaFin auf eine schärfere Regulierung in Form von drei zentralen Maßnahmen. Mit diesen will die Finanzaufsicht verhindern, dass vor allem unerfahrene Kleinanleger in die Verlustfalle tappen.

1.)     Anleger sollen besser über das hohe Verlustrisiko aufgeklärt werden. Bei jeder Mitteilung zur Vermarktung, zum Vertrieb und zum Verkauf von Turbo-Zertifikaten sollen Anleger zukünftig darüber informiert werden, dass sieben von zehn Kleinanlegern Verluste erleiden, wenn sie mit Turbo-Zertifikaten handeln.

2.)     Anleger dürfen nicht per Kaufanreiz, wie beispielsweise Neukundenboni, Rabatte auf Ordergebühren, aber auch non-monetäre Vorteile wie bevorzugter Kundenservice oder Geschenke, zur Investition in „Turbos“ animiert werden

3.)     Kunden, die in „Turbos“ investieren wollen, müssen künftig zuvor einen Test absolvieren, in dem sie sechs Fragen zum Handel mit Turbo-Zertifikaten zu beantworten haben. Der Test muss alle sechs Monate wiederholt werden.

Bei Turbo-Zertifikaten handelt es sich um spekulative Finanzderivate, mit denen Anleger überproportional an den Kursbewegungen einer Aktie, eines Indexes oder einer Währung partizipieren können. Entsprechend hoch ist jedoch auch das Verlustrisiko. Grundlegendes Merkmal von Turbo-Zertifikaten ist die sogenannte Knock-out-Schwelle bzw. Knock-out-Barriere. Dabei handelt es sich um eine festgelegte Kursmarke. Wird diese erreicht, wird das Zertifikat in der Regel wertlos – unabhängig, wie sich der Kurs im Anschluss entwickelt.

Insgesamt 237.000 Kleinanleger und Kleinanlegerinnen handelten im Jahr 2023 mit Turbo-Zertifikaten. Das sind zwar weniger als 2021 (307.641), aber im Vergleich zu 2019 deutlich mehr (112.667). Mit rund sieben Prozent stellen Investitionen in Turbo-Zertifikate einen wesentlichen Anteil aller Börsentransaktionen dar.

Bis zum 3. Juli dieses Jahren können die betroffenen Zertifikate-Anbieter zu den geplanten Maßnahmen der BaFin nun Stellung nehmen.