Kolumne

Deutsche setzen zu wenig auf Aktien und zu viel aufs Sparbuch

Anstatt nur für Geld zu arbeiten, sollten die Deutschen ihr Geld mehr für sich arbeiten lassen, meint Dr. Hans-Jörg Naumer, Allianz Global Investors, und plädiert für Aktieninvestments.

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10:09 Uhr | 17. September | 2024
Stimmung der Analysten im Widerspruch zur Makroökonomie

Dr. Hans-Jörg Naumer, Director Global Capital Markets & Thematic Research Allianz Global Investors.

| Quelle: Allianz

Es ist eine alte Erkenntnis: Die Deutschen arbeiten für ihr Geld, statt ihr Geld für sich arbeiten zu lassen. Kein Wunder, dass sie im Allianz Wealth Report als G 3- Nation im Vergleich der Geldvermögen pro Kopf abgeschlagen auf Platz 19 landen. Die Zahl der Aktionäre war nach Erhebung des Deutschen Aktieninstituts 2023 leicht rückläufig. 12,3 Millionen Deutsche haben Aktien und/oder Aktienfonds. Bei einer Bevölkerung von 84,6 Millionen sind das 14,5 Prozent. Zu wenig. Das lässt sich schöner rechnen, wenn zum Beispiel die Kinder rausgenommen werden. Aber Hand aufs Herz: Ist nicht ein Aktienfondssparplan gerade für Kinder wichtig? Das Methusalem-Komplott, von Frank Schirrmacher, der gesetzlichen Rentenversicherung lässt grüßen. Wenig Aktien, viel Sparbuch – wen wundert es da, wenn das Arbeitseinkommen auch das Haupteinkommen ist?

Hier hat sich über die vergangenen Jahrzehnte wenig verändert, stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in seiner Studie zu den Haushaltseinkommen lakonisch fest. Die qualitativ wichtigste Einkommensquelle sind die Löhne und Einkommen aus selbständiger Tätigkeit. Dann folgen die Renten. Kapitaleinkommen kommt so gut wie nicht vor. Warum eigentlich? Bei einem Geldvermögen, dass sich der 8.000 Milliarden Euro nähert – da geht doch was!

Bei unserer demographischen Entwicklung sollten wir den Fokus mehr auf das Kapitaleinkommen legen. Als Zubrot im Alter, als Extra bei den laufenden Lebenshaltungskosten die auch nicht weniger werden, oder gezielt für bestimmte Ausgaben. Warum nicht einen Teil des Studiums der Kinder aus laufenden Kapitalerträgen finanzieren? Beispiel: Anlagesumme 100.000 Euro. Darauf Ausschüttungen aus Anleihekupons und Dividenden in Höhe von 3,5 Prozent. Macht 3.500 Euro im Jahr und knapp 292 Euro im Monat (wobei die Abgeltungsteuer gegebenenfalls noch berücksichtigt werden muss). Und das Schöne dabei: Der Kapitalstock wird nicht angetastet. Wertzuwächse aus Kursgewinnen sind zu erwarten. Lediglich die Ausschüttungen werden entnommen. Wir sollten unser Geld mehr für uns arbeiten lassen.