Kolumne

Transparenz per Gesetz: Was bedeutet FIDA für Vermittler?

Die Möglichkeiten der Financial Data Access Regulation (FIDA) können Vermittler sehr gut für sich nutzen, meint Justus Lücke, Geschäftsführer Versicherungsforen Leipzig und Maklerforen Leipzig, in seiner Kolumne.

09:09 Uhr | 06. September | 2024
Justus Lücke

Justus Lücke, Geschäftsführer Versicherungsforen Leipzig und Maklerforen Leipzig, Aktuar DAV

| Quelle: Versicherungsforen Leipzig

Mit der neuen Financial Data Access Regulation (FIDA) will die Europäische Union die Kontrolle der Kunden über ihre Versicherungsdaten stärken. Klingt gut, oder? Auf den ersten Blick schon. FIDA regelt also, wer wie auf Kundendaten zugreifen kann. Versicherungsunternehmen müssen künftig sowohl den Kunden selbst als auch autorisierten Dritten Zugriff gewähren. Kunden sollen ihre Daten künftig von einem Anbieter zum nächsten mitnehmen können. Sie behalten die Kontrolle darüber, wer ihre Daten sehen darf. Und sie können den Zugang jederzeit widerrufen. Ein Schritt mehr also in Richtung Kundenfreundlichkeit.

FIDA umfasst alle möglichen Daten: Name, Adresse, Geburtsdatum, Vertragsinformationen, Prämien- und Schadenzahlungen, Risikodaten, sogar Telematik- und Gesundheitsdaten. Also alles, was ein Versicherungsunternehmen über seine Kundinnen und Kunden weiß. Der Plan ist klar: Die EU will Innovationen ankurbeln. Neue Geschäftsmodelle sollen entstehen, der Wettbewerb soll belebt werden. Für Maklerinnen und Makler bedeutet es erst einmal: mehr Daten, mehr Komplexität. Und, nicht zu vergessen: mehr Risiko.

FIDA als Chance für Vermittler

Für Vermittler könnte FIDA zur Herausforderung werden. Neue digitale Tools zur Vertragsverwaltung zeigen, wohin die Reise gehen kann. In Zukunft könnte der Kunde einfach seine Einwilligung geben und alle relevanten Vertragsinformationen werden automatisch abgefragt. Der Makler hat dann den Überblick und kann den Kunden umfassend beraten. Soweit die Theorie.

In der Praxis sieht es etwas anders aus. Ja, die Digitalisierung bietet Chancen. Wer die Daten richtig nutzt, kann seinen Kunden besser beraten und so einen echten Mehrwert bieten. Aber man muss realistisch sein: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Digitale Plattformen könnten Kunden dazu verleiten, ihre Verträge selbst zu verwalten und zu wechseln. Ein Klick, und schon ist der Kunde bei einem anderen Anbieter – und der Makler verliert seinen Auftrag.

Deshalb gilt es für Vermittler jetzt, nicht abzuwarten, sondern zu handeln. Die gesteigerte Transparenz und Digitalisierung müssen als Chance begriffen und aktiv genutzt werden. Makler müssen zeigen, dass sie mehr sind als eine Anlaufstelle für Versicherungsfragen. Sie sollten als Berater auftreten, die den Durchblick haben und ihren Kunden Vorteile bieten. Denn nutzen sie diese Chance nicht, werden es andere tun.