PKV-Bilanzanalyse
Wie stabil ist mein privater Krankenversicherer finanziell aufgestellt? Wie gut kann er notwendige Beitragserhöhungen zumindest teilweise für seine Kunden abmildern? Diese Fragen könnten derzeit vermehrt privat Krankenversicherte umtreiben. Denn die im ersten Halbjahr 2024 bereits stark gestiegenen Leistungsausgaben der PKV-Anbieter lassen darauf schließen, dass die Beiträge auch Anfang 2025 wieder großflächig um 5 bis 6 Prozent steigen werden.
Letztes Jahr hatte procontra darüber berichtet, wie Makler ihren Kunden verständlich machen können, warum die privaten Krankenversicherer trotz anhaltender Beitragsanpassungen gute Gewinne, teils über 15 Prozent, verbuchen. Viele PKV-Anbieter führen große Teile ihres versicherungsgeschäftlichen Ergebnisses, was quasi ihrem Gewinn entspricht, den Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) zu. Dieses Geld wird dann wieder für die Abmilderung oder sogar gänzliche Vermeidung von Beitragserhöhungen verwendet.
Zwar ist man anscheinend noch weit davon entfernt, von Gefahr im Verzug zu sprechen. Dennoch sind im Jahr 2023 sowohl die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote (VEQ) und folglich auch die RfB-Zuführungsquote gesunken. Das betonen in an diesem Mittwoch veröffentlichten Berichten sowohl der zu Franke und Bornberg gehörende map-report als auch eine Analyse der Ratingagentur Morgen & Morgen. Laut map-report ist die durchschnittliche VEQ im Markt von 13,1 auf 8,6 Prozent und die RfB-Zuführungsquote um 523 Millionen Euro auf 16,54 Milliarden Euro beziehungsweise von 9,1 auf 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
Im Ausblick beziehungsweise Fazit ihrer Berichte sehen beide Analysen die PKV-Anbieter aber finanziell und wachstumstechnisch stabil aufgestellt. Beide haben dafür die Bilanzkennzahlen von der 30 privaten Krankenversicherer mit Vollversicherungsgeschäft unter die Lupe genommen. Die dabei betrachteten Kennzahlen ähneln sich stark. So hat der map-report auf Nettorendite, Bewertungsreservequote, RfB-Zuführungsquote, RfB-Quote, VEQ, Überschussverwendungsquote, Vorsorgequote, Verwaltungskostenquote, Abschlusskostenquote und Solvabilität geschaut. Bei Morgen & Morgen flossen überdies auch die Wachstumsraten in der Voll- und Zusatzversicherung mit ein. Genauere Erläuterungen zur Rating-Methodik von Morgen & Morgen gibt es hier. Für mehr Informationen zur Methodik des map-reports muss man das Heft käuflich erwerben.
Sowohl im KV-Unternehmensrating von Morgen & Morgen als auch im PKV-Bilanzrating des map-reports ist die Spitzengruppe überschaubar. Im erstgenannten konnten acht Unternehmen die Bestnote von fünf Sternen erreichen. In alphabetischer Reihenfolge sind das: Allianz, Alte Oldenburger, DEVK, Hansemerkur, LVM, R+V, Signal Iduna und Universa. Im map-report gibt es fünf Gewinner mit der Bestnote „mmm+“. Diese sind nach Punkten: LVM, Universa, Alte Oldenburger, Signal Iduna und VGH Provinzial.
Daraus ergibt sich folgende Schnittmenge, die nach Ansicht beider renommierter Analysten derzeit als besonders finanzstark gelten (alphabetische Reihenfolge):
Alte Oldenburger
LVM
Signal Iduna
Universa