Zinszusatzreserve: Bei diesen Lebensversicherern lastet sie besonders schwer

Die Lebensversicherer sind zur Finanzierung einer Zinszusatzreserve (ZZR) verpflichtet. Der Aufwand dafür wird weiter steigen und einige Anbieter vor große Probleme stellen.

11:09 Uhr | 01. September | 2020
Die Lebensversicherer ächzen immer mehr unter der Zinszusatzreserve.

Die Lebensversicherer ächzen immer mehr unter der Zinszusatzreserve. Bild: Adobe Stock/dbunn

Vereinfacht gesagt: Die Zinszusatzreserve (ZZR) sichert die Versprechen früherer Garantiegenerationen. In ihrer Grundfunktion und aus Verbrauchersicht also durchaus löblich und sinnvoll. Gleichzeitig belastet die jährliche Finanzierung die Anbieter immer schwerer. Nicht nur, dass wertvolle Reserven realisiert werden müssen, um die erforderlichen Mittel aufbringen zu können. Diese besser verzinsten Anlagen früherer Tage stehen fortan nicht mehr für laufende Erträge zur Verfügung. In der Neuanlage schmerzt der Spagat zwischen dem Auftrag, Garantieansprüche aus langfristigen Altersvorsorgeverträgen erfüllen zu müssen, und dem Wunsch chancenorientierter anzulegen.

Die Anbieter ächzen seit Jahren unter dem Niedrigzins bei gleichzeitig hohen Garantieversprechen im Bestand. Nun zementiert die Coroan-Pandemie das Zinsniveau für weitere Jahre auf dem Nullpunkt. Die Absicherung durch die Zinszusatzreserve wird also noch viele Jahre Milliarden erfordern, Ende 2019 waren es schon insgesamt rund 71 Milliarden Euro (der Lebensversicherer im procontra LV-Check 2020).

„Ohne die Korridormethode sähe es sehr viel dramatischer aus“

Diese Summe steht mittlerweile für 8,7 Prozent der gesamten Deckungsrückstellungen. Zum Vergleich: 2016 lag dieses Verhältnis noch bei 5,5 Prozent. Die in 2018 eingeführte Korridormethode bringt zwar die gewünschte Entlastung durch einen verlangsamten Aufbau. Doch der Referenzzins ist seit Jahresbeginn weiter spürbar gesunken, sodass die Aufwendungen für die ZZR in 2020 deutlich höher ausfallen werden als in 2019 (ca. 9 Mrd. Euro). „Ohne die Entlastung durch die Korridormethode sähe es bei der Zinszusatzreserve sehr viel dramatischer aus“, bestätigt auch Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung.

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Die absolute Höhe der Zinszusatzreserve sagt relativ wenig über die Belastung für Versicherer aus. Der procontra LV-Check setzt die ZZR daher unter anderem ins Verhältnis zu den gesamten Deckungsrückstellungen. Im nachfolgenden Ranking erfahren Sie, welche Anbieter hier bereits eine Quote von über 10 Prozent aufweisen.

Ranking: Zinszusatzreserve in Relation zu den Deckungsrückstellungen

Mit 64 Mio. € wurde die ZZR der LV1871 in 2019 verstärkt. Die rund 512 Mio. € stehen damit für 10,1 Prozent der Deckungsrückstellungen. Der Bestand und auch die Struktur des Neuzugangs nach lfd. Beitrag fokussieren vor allem die Sparten Renten (55% Bestand, 59% Neu) und Fondsgeschäft (30,8% Bestand, 22,3 % Neu).