Schadenfall der Woche

Wenn Versicherungsbetrug zum Hobby wird - weil es so einfach ist

In der Schweiz stand jüngst ein deutscher Ingenieur vor Gericht, für den der Betrug seiner Versicherungen regelrecht zum Sport wurde. Nun ging es auch um die Frage, ob er die Schweiz verlassen muss.

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11:08 Uhr | 29. August | 2024
Schadenfall der Woche

Zwei Jahre dauerte das Verfahren um den insolventen Goldhändler PIM, 200 Zeugen wurden währenddessen vernommen.

| Quelle: procontra

Ein Grund für Versicherungsbetrug kann die wirtschaftliche Not sein: In Großbritannien stellte die Zurich vor einigen Jahren eine deutlich gestiegene Zahl von falschen Schadenmeldungen fest – besonders häufig meldeten die Kunden dabei gestohlenen Schmuck oder gestohlene Fernseher. Als Grund für die plötzlich gestiegene Zahl an Betrugsfällen machte die Zurich die gestiegenen Lebenserhaltungskosten aus – für einige Kunden erschien die falsche Schadenmeldung offenbar als ideale Möglichkeit für einen schnellen Zusatzverdienst.

Nicht aus finanzieller Not, sondern aus Neugier handelte indes ein in der Schweiz lebender Deutscher, über dessen Fall aktuell die „Neue Züricher Zeitung“ berichtet. Finanzielle Sorgen hatte der Mann, der als Ingenieur tätig war, nicht. Mit einem Jahreseinkommen von 120.000 Schweizer Franken dürfte man selbst in der Schweiz relativ gut über die Runden kommen.

Dennoch stand er nun vor Gericht, da er in gut zweieinhalb Jahren insgesamt 22 Mal erfolgreiche gefälschte Schadenmeldungen eingereicht hatte – 10 weitere Male blieb es beim Versuch.

Und schon wieder ein Handy weg

Rund 36.000 Schweizer Franken ergaunerte der Mann auf diese Weise. Immer ging es um relativ kleine Beträge: Mal sei ihm ein Handy aus dem Skilift gefallen, mal sei es in den See, mal in einen Fluss geplumpst, mal gestohlen worden. Auch mehrere Apple-Watches gingen verloren, natürlich kippte auch mal ein Getränk auf den Laptop. Zeitweise hatte der Mann für seine Betrügereien Komplizen, mal fälschte er Rechnungen, Auftragsbestätigungen und/ oder Lieferscheine.

Vom Richter nach den Gründen gefragt, antwortete der Mann, es sei aus Neugier geschehen. Er selbst sei überrascht gewesen, wie leicht die Betrügereien gewesen seien, und hätte einfach weitergemacht.

Irgendwann haben die Versicherer dann aber offenbar doch einmal näher hingeschaut: Der Betrug flog auf. Der Mann hat den ergaunerten Schaden mittlerweile komplett an die Versicherer zurückgezahlt.

Vom Gericht wurde er nun zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten auf Bewährung verurteilt. Sein Glück: Er darf trotz Verurteilung wegen gewerbsmäßigen Betrugs in der Schweiz bleiben.