375 Milliarden Euro Schaden durch Verzicht auf Provisionsverbot

Regensburger Forscher legen nach bei umstrittener Studie

Eine Studie der Uni Regensburg zum Provisionsverbot stieß innerhalb der Branche auf heftige Kritik. Davon unbeirrt liefern die Forscher jetzt ein Update – verbunden mit dem Wunsch, dass ein Verbot der Provisionsberatung doch noch kommt.

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14:05 Uhr | 25. Mai | 2023
Geld

Die Forscher um Steffen Sebastian beziffern den Schaden durch ein Nein zum Provisionsverbot auf 375 Milliarden Euro jährlich.

| Quelle: filmfoto

Eine Studie der Universität Regensburg hatte Anfang April hohe Wellen geschlagen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass OECD-Länder mit Provisionsverbot zwischen 1997 und 2020 eine höhere Rendite von durchschnittlich 1,7 Prozent pro Jahr erreicht haben. Und das läppert sich: Wer pro Jahr 1,7 Prozent mehr Rendite auf seine Anlage erzielt, könne nach 40 Jahren Ansparzeit zwischen 50 Prozent (über kontinuierliche Sparpläne) und 90 Prozent (per Einmalanlage zu Vertragsbeginn) mehr Vermögen vorweisen, so die Wissenschaftler. Für die Forscher ein klarer Nachweis für die Sinnhaftigkeit eines Provisionsverbots.

Aus der Versicherungsbranche wurde allerdings mit deutlicher Kritik auf die Ergebnisse der Regensburger Forscher reagiert. Votum-Vorstand Martin Klein sah hier unter anderem schwerwiegende methodische Mängel und eine fehlende Datengrundlage. „So erfasst sie gerade nicht die Vermögenssituation einer repräsentativen Menge von Individualhaushalten und vergleicht deren Entwicklung vor und nach Einführung eines Provisionsverbots. Ohne solche Daten kann seriös kein vermeintlich kausaler Zusammenhang mit eine solchen Einzelmaßnahme begründet werden“, bemerkte Klein.

Matthias Beenken, Professor an der Fachholschule Dortmund, bemerkte gegenüber dem Versicherungsmagazin zudem, dass die Studienautoren Steffen Sebastian, Albert Grafe sowie Lukas Noth die Kosten für die Beratungshonorare in ihrer Studie unbeachtet ließen.

Forscher legen nach

Trotz all dieser Kritik legen die Studienautoren jetzt nach – einen Tag nachdem die EU-Finanzkommissarin ihre Kleinanlegerstrategie präsentierte, die kein generelles Provisionsverbot enthält. 

Darauf Bezug nehmend, warnen die Forscher, dass der Verzicht auf ein Provisionsverbot einen hohen Vermögensschaden für die EU-Länder nach sich ziehen werde. „Europaweit entsteht ein Schaden von 375 Mrd. Euro. Allein für Deutschland sind dies 98 Mrd. Euro – und zwar Jahr für Jahr. Das entspricht pro Haushalt einem Verlust von etwa 2.400 Euro jährlich“, so Professor Sebastian, der in Regensburg den Lehrstuhl für Immobilienfinanzierung inne hat und zugleich das Centrum for Finance leitet.

Weiterhin geben die Forscher an, der Kritik nachgegangen zu sein, dass durch ein Provisionsverbot weniger gespart werde. „Nach unseren Berechnungen besteht kein signifikanter Einfluss eines Provisionsverbots auf die Sparrate von Haushalten. Die Aussage, dass durch ein Provisionsverbot weniger gespart werde, ist nach der Datenlage eine völlig unbelegte Behauptung“, befindet Sebastian.

Hoffnung auf Rat und Parlament

Darüber hinaus zeigen sich die Forscher enttäuscht, dass die EU die „schädlichen Auswirkungen des provisionsbasierten Vertriebs von Finanzprodukten“ lediglich mittels verschärfter Transparenzvorschriften einhegen wolle. Als Negativbeispiel dienen ihnen hierbei die Niederlande. Hier hätte der Gesetzgeber nach insgesamt 13 Transparenznovellen festgestellt, dass verschärfte Transparenzvorschriften letztlich nicht ausreichend seien und schließlich ein Provisionsverbot eingeführt. „Es ist bedauerlich, dass wir in Europa offensichtlich auch den niederländischen Weg gehen müssen. Die Verbraucher kostet das ein Vermögen“, konstatiert Sebastian. 

Man hoffe nun, dass sich die anderen EU-Institutionen – das Parlament und der Rat – für ein Provisionsverbot aussprechen.