Versicherungsschutz in Zeiten der Energiewende

„Die Absicherung von Wärmepumpen ist ein zögerliches Geschäft"

Wie verändert die Energiewende die Nachfrage nach Versicherungsschutz? Dazu bezieht Martina Echtermeyer, Gruppenleitung Gewerbe und Privatkunden/Haftpflicht-Underwriter beim EVK Enser Versicherungskontor, im procontra-Interview Position.

12:11 Uhr | 24. November | 2023
Martina Echtermeyer

„Der Wohngebäude-Versicherungsmarkt hat Nachholbedarf": Martina Echtermeyer vom EVK Enser Versicherungskontor im procontra-Interview.

| Quelle: EVK Enser Versicherungskontor

procontra:

Wie erleben Sie in Ihrer Beratung im Gebäudebereich die Energiewende? Spiegelt sich das in der Nachfrage bereits wider?

Martina Echtermeyer:

Bei großen Selbstnutzern von Eigenstrom wie Gewerbe und Landwirtschaft ist die Nachfrage nach Absicherung von PV-Anlagen durchwachsen. Im Privatbereich kommt der Impuls eher von uns, wenn wir ohnehin nach neuen Risiken fragen. Für Wärmepumpen gibt es erste Voranfragen, aber es ist noch ein zögerliches Geschäft. Beim Abschluss überwiegt ganz klar PV mit dem Thema Speicher und Wallboxen für E-Autos. In den nächsten ein bis zwei Jahren dürfte das Interesse insgesamt wachsen, weil auch der Druck aus der Politik zunimmt.

procontra:

PV-Deckungen sind schon länger eingeführt, Wärmepumpen erst am Start und damit auch deren Risikoschutz. Was gibt der Markt hier her?

Echtermeyer:

Ein Standardprodukt wie bei PV-Policen, das man problemlos aus der Schublade ziehen und dem Kunden ohne Wenn und Aber anbieten kann, gibt es nach meinem Kenntnisstand für Wärmepumpen bisher nicht. Vermutlich, weil dieses Risiko bislang noch nicht solche Relevanz entwickelt hatte oder schlicht nicht bedacht wurde. In diesem Punkt hat der Versicherungsmarkt im Wohngebäudebereich – darunter fallen Wärmepumpen als Heizungstyp ja vorrangig – tatsächlich Nachholbedarf.

procontra:

Wo liegt das Problem?

Echtermeyer:

Die Schwierigkeit – da steht Haustechnik häufig außerhalb des Gebäudes, gehört aber zur Gebäudeausstattung. Auch wenn die Wärmepumpe in der Versicherungssumme berücksichtigt ist, würde sie in den meisten Schadenfällen doch aus der Deckung fallen, sofern sie nicht in einem geschlossenen Raum untergebracht ist. In einem Jahr sieht das wahrscheinlich anders aus.

procontra:

Wie verhelfen Sie Ihrer Kundschaft zu einer vernünftigen Absicherung?

Echtermeyer:

Die ersten Versicherer reagieren mit Zusatzvereinbarungen oder Klauseln. Es ist dann kein Hindernis für den Versicherungsschutz, dass Teile der Wärmepumpe draußen stehen, auch einfacher Diebstahl ist versichert. Das sind im Moment die Gerüste.

procontra:

Und wenn ein Unwetter de facto alles verhagelt?

Echtermeyer:

Hier suchen wir das Gespräch mit dem Versicherer. Letztlich ist es eine Frage des Verhandlungsgeschicks, wie umfänglich wir die Deckung gestalten können, ohne dass es teurer wird. Auch bei Wärmepumpen wird sich der Markt zeitnah entwickeln, ähnlich wie bei der PV mit kleinen Zusatzbausteinen, die man in die Wohngebäudeversicherung packen kann.