Wohngebäudeversicherung

Überschwemmungs- und Blitz-Schäden kommen VHV besonders teuer zu stehen

Der Hannoveraner Versicherer verzeichnete in den vergangenen Jahren vermehrt Schäden durch Extremwetter. In einer neuen Studie gibt er Immobilienbesitzern nun Tipps, wie sich diese in Grenzen halten lassen.

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14:10 Uhr | 06. Oktober | 2023
Blitzeinschlag

Extremwetter hat bei der VHV in den vergangenen Jahren vermehrt zu Schäden in der Wohngebäudeversicherung geführt. Vor allem Blitzeinschläge erweisen sich dabei als kostenintensiv.

| Quelle: kozorog

Wer heute ein Kind ist, wird höchstwahrscheinlich wesentlich mehr Extremwetterereignisse in seinem Leben erleben als seine Großeltern. Zu diesem Ergebnis kam eine 2021 in der Zeitschrift „Science“ veröffentlichten Studie. Menschen, die heute jünger als 40 Jahre sind, würden im Bezug auf Extremwetterereignisse „ein nie dagewesenes Leben“ führen, warnte das Forschungsteam rund um Wim Thiery von der Freien Universität Brüssel.

Deutschland bildet hier keine Ausnahme – längst warnt auch für die hiesigen Gefilde der Deutsche Wetterdienst vor mehr Stürmen und Hochwasserereignissen. Bei vielen Immobilienbesitzern verhallen entsprechende Warnungen jedoch häufig. Auch wenn bei den Versicherern nach der verheerenden Ahrtal-Flut im Jahr 2021 die Abschlusszahlen bei Elementarschadenversicherungen kurzzeitig anstiegen, verfügt nach wie vor nur jeder zweite Hausbesitzer über den entsprechenden Schutz.

Knapp 5.000 Schäden im Jahr

Dabei ist das Risiko, Opfer von Extremwetter zu werden, alles andere als abstrakt. Dies zeigt nun eine Studie, die die VHV zusammen mit dem Bauherren-Schutzbund sowie dem Institut für Bauforschung an diesem Freitag veröffentlicht hat. Hierfür hat der Hannoveraner Versicherer 102.360 Schadenfälle der Jahre 2002 bis 2022 aus seinem eigenen Bestand analysiert  – das macht im Durchschnitt 4.874 Schäden im Jahr. Zur Einordnung: Laut aktuellem "Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung" hatte die VHV im Jahr 2021 knapp 132.000 Wohngebäudeverträge im Bestand.

Die Häufigkeit von Elementarschäden hat dabei bei der VHV deutlich zugenommen: Wurde der oben genannte Durchschnittswert in der ersten Dekade (2002 – 2011) nur dreimal überschritten, ergibt sich für die zweite Dekade ein genau umgekehrtes Bild: Nur in drei Jahren wurde der Durchschnittswert unterschritten. Bei der VHV war also eine Zunahme von Extremwetter-bedingten Schäden zu verzeichnen – ein Trend, der für die gesamte Branche hingegen nicht zu beobachten war.

Zahl der Schäden durch Extremwetter bei der VHV

Interessanterweise stellt das Jahr 2021 – das Jahr der Ahrtal-Flut – nicht das Jahr mit den meisten Schäden. Dies lag an der regionalen Begrenztheit des Unwetters. Nichtsdestotrotz war es für die VHV das mit Abstand teuerste Schadenjahr.

Hauptursache für einen Schaden (66 Prozent) durch Extremwetter waren dabei Stürme, gefolgt von Hagel (15 Prozent), Überspannung durch Blitzschlag (9 Prozent) und Überflutung durch Starkregen (4 Prozent). Auch wenn Starkregen-Schäden im Vergleich zu Sturmschäden vergleichsweise selten sind, ist der durchschnittliche durch sie verursachte Schaden wesentlich höher. 

Sturm und Hagel für 80 Prozent der Schäden verantwortlich

Musste die VHV für einen Sturmschaden in der Wohngebäudeversicherung im Schnitt „nur“ 905 Euro zahlen, schlagen Schadenfälle in Folge von Überschwemmungen mit im Schnitt 5.262 Euro wesentlich stärker zu Buche. Teuerstes Schadenereignis sind allerdings direkte Blitzeeinschläge, für die die VHV durchschnittlich 5.964 Euro zahlen muss. Grund hierfür ist, dass ein direkter Blitzeinschlag häufig einen Brand auslösen kann. Durch Rauch, Ruß und Löschwasser beim Rettungseinsatz können zudem weitere hohe Schäden entstehen.

Blitzschlag und Überschwemmungen besonders schadenträchtig

Insgesamt betrachtet ist die durchschnittliche Schadenhöhe jedoch gestiegen: Lag der Durchschnitt der Schadenhöhe 1976 bis 1995 noch bei 465 Euro, haben sich die Schadenhöhen in den darauf folgenden 20 Jahren verdoppelt und in den letzten 6 Jahren sogar auf 1.480 Euro verdreifacht. Der entsprechende Versicherungsschutz gewinnt somit immer mehr an Bedeutung.

Neben dem Abschluss des notwendigen Versicherungsschutzes rät die VHV zudem zu diversen baulichen Maßnahmen, mit denen Schäden verringert werden können. Geltende DIN-Maßnahmen seien auf mittlere, nicht aber extreme Wetter-Ereignisse ausgelegt, mahnt der Versicherer. „Jeder Bauherr und jeder Immobilieneigentümer sollte sich hinsichtlich des Risikos von Extremwetter-Ereignissen an seinem Standort beraten lassen, entsprechende Anpassungen bei der Planung oder am Gebäude vornehmen und so Schäden vermeiden. Auch kleinere Maßnahmen können viel bewirken“, sagt Dr. Sebastian Reddemann, Sprecher des Vorstandes der VHV Allgemeine Versicherung AG. 

Zur Vermeidung von Sturm- und Hagelschäden rät der Versicherer zu folgenden Bau-Maßnahmen:

  • Ersatz/Austausch von fehlenden oder beschädigten Dachziegeln

  • hagelbeständige Ausführung bzw. nachträgliche Ertüchtigung der Dachdeckung

  • hagelbeständige Ausführung der Dachflächenfenster bzw. nachträgliche Ertüchtigung

  • hagelbeständige Ausführung der Solar-/Photovoltaikmodule

  • Schutz von Flachdachabdichtungen durch Kiesaufschüttung oder Dachbegrünung (alle gegen Sturm und Regen)

Zur Vermeidung von Überschwemmungsschäden rät der Versicherer zu folgenden Bau-Maßnahmen:

  • Rückstausicherung/Abwasserhebeanlagen bei Hausanschlüsse unterhalb der Rückstauebene

  • Ausführung von Flachdächern mit einem Gefälle (mindestens zwei Prozent)

  • ausreichende Dimensionierung von Entwässerungssysteme mit Notüberlauf

  • Vermeiden der Geländeneigung zum Gebäude (alle gegen Überschwemmung)

 

Zur Vermeidung von Blitz- und Überspannungsschäden rät der Versicherer zu folgenden Bau-Maßnahmen:

  • Installation eines Blitzschutzsystems (auch in Gebäuden, für die es gesetzlich nicht vorgeschrieben ist)

  • während eines Gewitters: als Vorsichtsmaßnahme Trennung empfindlicher elektrischer Geräte (zum Beispiel Fernsehgerät, PC) vom Stromnetz 

  • nach einem Gewitter: Überprüfung der Außenbauteile des Gebäudes auf Risse oder andere Beschädigungen