Klimawandel, Cyber, Finanzmärkte

BaFin-Report: Diese 6 Risiken machen das Finanzsystem verwundbar

Im Report „Risiken im Fokus der BaFin 2025“ gibt die Finanzaufsicht einen Risikoausblick und fasst in 6 Risiken und drei Trends zusammen, welche Kräfte künftig besonders auf die Versicherungswirtschaft einwirken werden und Schäden zufügen können.

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14:01 Uhr | 28. Januar | 2025
BaFin will Gründung neuer Versicherer erleichtern

BaFin-Präsident Mark Branson: „Das Umfeld, in dem die Unternehmen des Finanzsektors arbeiten müssen, ist sehr anspruchsvoll.“

| Quelle: BaFin/Matthias Sandmann

Durch den Klimawandel begünstigte Naturkatastrophen, internationale Spannungen und die Schwäche der heimischen Wirtschaft könnten für das deutsche Finanzsystem neue Risiken schaffen oder bestehende Risiken verschärfen. Das Risikomanagement wird im Jahr 2025 für Unternehmen auch deshalb anspruchsvoll, weil der Blick auf historische Erfahrungswerte teilweise nicht mehr hilft, erklärt die Finanzaufsicht BaFin in ihrer Publikation „Risiken im Fokus der BaFin 2025“, die sie am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt hat.

In ihrem Risikoausblick erläutert die BaFin, an welchen Stellen das Finanzsystem in Deutschland besonders verwundbar ist und welche Gefahren die Finanzstabilität oder die Integrität der hiesigen Finanzmärkte am meisten gefährden können. Insgesamt nimmt die BaFin sechs Risiken und drei Trends für den deutschen Finanzsektor besonders in den Blick:

1. Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten

Seit Mitte 2022 stehen die Gewerbe- und auch Wohnimmobilienmärkte unter Druck. Gewerbeimmobilienrisiken haben sich teilweise materialisiert. Die Folge: zum Teil erhebliche Wertberichtigungen und Abschreibungen auf Exposures bei einigen Banken und Versicherern.

2. Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten

An den internationalen Finanzmärkten gab es 2024 einige volatile Phasen, insgesamt haben sich die Märkte aber als stabil erwiesen. 2025 könnten verschiedene Entwicklungen, erst Recht in Kombination, zu Korrekturen an den Finanzmärkten führen: Steigende geopolitische Spannungen und politische Unsicherheiten, die hohen Staatsschuldenquoten vieler Industrienationen und die Entwicklung von Inflation und Wirtschaftswachstum.

3. Risiken aus dem Ausfall von Unternehmenskrediten

Die Lage der deutschen Wirtschaft blieb 2024 herausfordernd. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland sank bereits im Jahr 2023 um 0,3 Prozent. 2024 ging die Konjunktur um 0,2 Prozent zurück. Für 2025 erwartet der Sachverständigenrat ein leichtes Wirtschaftswachstum um 0,4 Prozent.

Angesichts des schwachen wirtschaftlichen Umfelds ist zu erwarten, dass der Anteil notleidender Kredite zunimmt. Der Stresstest von BaFin und Deutscher Bundesbank mit weniger bedeutenden Instituten (Less Significant Institutions – LSIs) in Deutschland zeigt, dass diese grundsätzlich solide aufgestellt sind. Doch Institute mit geringen Eigenkapitalpuffern, die bisher zu wenig Risikovorsorge gebildet haben, wären bei Kreditausfällen stärker bedroht. Eine mittlere zweistellige Zahl von Instituten läge bei einem deutlichen wirtschaftlichen Abschwung unterhalb der aufsichtlichen Kapitalanforderung.

4. Risiken aus Cyber-Vorfällen mit gravierenden Auswirkungen

Die Bedrohung durch Cyber-Vorfälle ist weltweit sehr hoch und nimmt weiter zu. Hintergründe sind die fortschreitende Digitalisierung, welche die Angriffsfläche vergrößert, sowie geopolitische Spannungen, die zunehmend in den Cyber-Raum und auf kritische Infrastrukturen ausstrahlen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schätzte die Bedrohung im Cyber-Raum im Frühjahr 2024 „so hoch wie nie zuvor“ ein.

Fast ein Fünftel aller globalen Cyber-Vorfälle der vergangenen zwanzig Jahre betraf Unternehmen des Finanzsektors. Der Schaden beläuft sich laut Internationalem Währungsfond (IWF) seit 2004 auf fast 12 Milliarden US-Dollar. Dabei stieg die Zahl der Vorfälle, insbesondere von Cyber-Attacken, in den letzten Jahren stetig an.

5. Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention

Das Risiko, dass Finanzmarktakteure für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung missbraucht werden, ist nach wie vor hoch, auch aufgrund des geopolitischen Umfelds. Erhöhte Aufmerksamkeit ist erforderlich, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Im deutschen Finanzsektor beaufsichtigt die BaFin über 9.400 Aufsichtsobjekte. Sie sind verpflichtet, Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche zu ergreifen und angemessen und wirksam gegen Geldwäsche vorzugehen (vgl. Risiken im Fokus 2024).

6. Risiken aus Konzentrationen bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen

Die Unternehmen des Finanzsektors lagern immer mehr IT-Dienstleistungen an spezialisierte Anbieter aus. Vor allem Auslagerungen an Cloud-Anbieter haben hierbei stetig an Relevanz gewonnen. Auslagerungen bieten viele Vorteile: Auslagernde Unternehmen profitieren von niedrigeren Kosten und können sich besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Hinzu kommt: Dienstleister bieten aufgrund ihrer Spezialisierung viele Services effizienter und zum Teil auch sicherer an, als es den auslagernden Unternehmen möglich wäre.

Auslagerungen führen allerdings zu einer zunehmenden Verflechtung und damit einhergehenden Konzentrationsrisiken, die den Finanzsektor verwundbarer machen können. Das gilt insbesondere dann, wenn eine geringe Anzahl spezialisierter IT-Dienstleister ihr Angebot für eine Vielzahl von Unternehmen des Finanzsektors zur Verfügung stellt. Diese Problematik kann sich durch Weiterverlagerungen der Dienstleister auf eine Kette von weiteren Dienstleistern verschärfen.

3 Trends, die ebenfalls Risiken beherbergen

Die BaFin sieht neben diesen Risiken drei Trends, die durchaus Chancen für die Wirtschaft und den Finanzsektor bieten, die aber auch erhebliche Risiken mit sich bringen: Nachhaltigkeitsprobleme, Digitalisierung und Umbrüche in der Geopolitik. Zu den physischen Risiken des fortschreitenden Klimawandels kommen aus Sicht der BaFin die Unsicherheiten und Kosten, die der Umbau hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in sich trägt (transitorische Risiken). Die Finanzaufsicht sieht auch die Gefahr von „Greenwashing“ noch nicht gebannt, also den Versuch, Finanzprodukte ohne sachliche Grundlage als besonders umweltfreundlich oder verantwortungsbewusst zu verkaufen.