Hohe Produktqualität und eine Haftungsfalle
Man könnte sagen, Grundfähigkeitsversicherungen sind am Markt mittlerweile etabliert. Seit gut 20 Jahren haben die Versicherer die Police im Angebot, die gerne als kostengünstige Alternative zur BU-Versicherung angepriesen wird.
Auch wenn diese Darstellung sehr mit Vorsicht zu genießen ist, hat die Versicherung durchaus ihre Berechtigung und genießt mittlerweile auch große Beliebtheit. Immer mehr Versicherer erweiterten in den vergangenen Jahren ihr Portfolio. Mittlerweile hat sich der Zulauf aber verlangsamt, wie das Hannoveraner Analysehaus Franke und Bornberg im Zusammenhang mit seinem aktualisierten Grundfähigkeiten-Rating feststellt. 27 Anbieter haben derzeit Grundfähigkeitsversicherungen im Angebot – das ist nur einer mehr als im vergangenen Jahr.
Für Geschäftsführer Michael Franke ist das Angebot am Markt aber ausreichend: „Verbraucher haben die Wahl aus einem vielfältigen Angebot. Da ist für jeden ein passender Tarif dabei.“
Es fehlt weiter an Standards
Nach wie vor krankt das Angebot allerdings an Standards, die einen Vergleich der einzelnen Tarife erschweren bzw. ganz unmöglich machen. Neue Anbieter erschwerten die Vergleichbarkeit zusätzlich mit neuen „innovativen“ Grundfähigkeiten. Ob diese tatsächlich einen Mehrwert bringen, sieht Franke skeptisch: „Ob diese als neu verkauften Grundfähigkeiten wirklich einen Bedarf decken oder einfach nur Marketing ohne echte Mehrleistung sind, bleibt abzuwarten.“
Neuere Tarife setzen zudem auf ein Höchstmaß an Modularität. Kunden stehen zahlreiche Bausteine zur Verfügung, die sie zu ihrem Basisschutz dazubuchen können. Doch mit jedem zusätzlichen Baustein steigt auch der Preis der Versicherung. Mit allen zur Verfügung stehenden Bausteinen erreicht man fast den Preis, der für eine BU-Versicherung aufgerufen wird, kritisieren die Hannoveraner Analysten.
Mögliche Haftungsfalle für Makler
In der Folge werden viele Kunden auf bestimmte Leistungsbausteine verzichten – doch genau hier schlummert laut Franke und Bornberg ein Haftungsrisiko für den Makler. Denn würde genau dieser fehlende Baustein zu einer Leistung führen, kann es sein, dass der Kunde den Makler hierfür haftbar machen will. Makler sind folglich gut beraten, nicht versicherte Leistungsauslöser und das daraus entstehende Risiko deutlich zu erläutern und zu dokumentieren.
Wesentliche Produktveränderungen fanden im vergangenen Jahr nicht statt. Ein Stillstand, den Franke begrüßt: „Es wäre zu begrüßen, wenn die Branche eine Phase der Konsolidierung einleitet. Statt noch mehr Vielfalt sind jetzt vergleichbare Standards für den Kern der Grundfähigkeitsversicherung gefragt.“
Trotzdem gibt es im aktuellen Rating einige Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr. Dies liegt unter anderem daran, dass Franke und Bornberg seine Bewertungskriterien überarbeitet hat. So gibt es beispielsweise für die Grundfähigkeit „Sehen“ nur noch dann die höchste Punktzahl, wenn die Bildschirmtätigkeit expliziert versichert ist. Abgestraft werden hingegen Tarife, die bei der Grundfähigkeit „Gehen“ die Nutzung von Gehhilfen verlangen. Unverändert bleibt jedoch die Zahl der bewerteten Kern-Grundlagenfähigkeiten: 15.
Nach wie vor unterteilt Franke und Bornberg die Tarife in die Rubriken „Grundfähigkeit“ und „Grundfähigkeit Plus“. Zur zweiten Kategorie gehören Tarife, die zusätzliche Leistungsauslöser wie schwere Krankheiten absichern. Neben der Erreichung einer bestimmten Punktzahl mussten die Tarife, um eine der drei höchsten Bewertungen zu erhalten, auch bestimmte Mindestkriterien erfüllen. Hierzu gehören unter anderem der Verzicht auf bestimmte Leistungsausschlüsse oder die Wartezeit beim Versicherungsbeginn. Die gesamten Bewertungsrichtlinien können hier nachgelesen werden.
Das sind die Gewinner des Ratings
Erfreulich: Im „Rating Grundfähigkeitsversicherung“ erhielt kein Tarif eine der schlechtesten Noten. 46 Prozent der 57 untersuchten Tarife erhielten zudem die Höchstnote FFF+.
Mindestens einen Top-Tarif haben die folgenden Gesellschaften im Angebot:
Allianz
Alte Leipziger
Baloise
Barmenia
Bayern-Versicherung
Canada Life
Die Bayerische
Dortmunder
Gothaer
HDI
Nürnberger
Signal Iduna
Stuttgarter
Swiss Life
Volkswohl Bund
Zurich
Auch im Rating zur „Grundfähigkeitsversicherung plus“ fiel kein Tarif durch – die drei schlechtesten Noten wurden nicht vergeben. Knapp jeder dritte Tarif wurden darüber hinaus mit der Höchstnote bedacht. Darunter befinden sich Tarife der folgenden Gesellschaften:
Allianz
Baloise
Bayern-Versicherung
Canada Life
HDI
Nürnberger
Signal Iduna
Stuttgarter
Swiss Life
Die gesamten Ratingergebnisse sind hier nachzulesen.
In der Umfrage zu Maklers Lieblingen von procontra, an der 1.500 Vermittler teilnahmen, lag die Canada Life in der Gunst vorne. Es folgten die Nürnberger und die Allianz.