Altersvorsorge: Immobilie als Lohn für Kindeserziehung?

Was ist der faire Lohn für die Erziehung der Kinder? Dieser Frage ging jüngst Finanzanalytiker Volker Looman nach. Eine junge Mutter erwartete von ihrem Partner eine Immobilie als finanzielle Gegenleistung. Was die bessere Alternative wäre.

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10:08 Uhr | 11. August | 2020
Kindeserziehung

Kindeserziehung lässt sich durchaus seriös in Geld für die Mutter umrechnen. Dabei kämen bei einer Immobilie auf den Kindsvater hohe Beträge zu, zeigt Finanzanalytiker Volker Looman. Bild: Pixabay / Peter Stanic

Was ist der faire Lohn für die Erziehung der Kinder? Dieser Frage ging Finanzanalytiker Volker Looman in seiner wöchentlichen FAZ-Kolumne nach. Aus diesem monetären Blickwinkel haben junge Mütter ihr Babyglück wahrscheinlich nur sehr selten betrachtet. Dabei hat die Betrachtung einen realen Hintergrund, denn Frauen sind viel häufiger von Altersarmut betroffen als Männer (procontra berichtete). Sich auf den Mann als Ernährer und Versorger zu verlassen, birgt also massive Risiken (procontra berichtete).

In seinem Beispielfall berichtet Looman von einer sächsischen Mutter (40) die den Spieß umgedreht hat: Sie wünscht von ihrem schwäbischen Ehepartner (45; finanziell gut situiert) als finanzielle Gegenleistung für die Kindererziehung und den damit verbundenen Einkommensverlust in den nächsten Jahren eine Eigentumswohnung – zunächst als Kapitalanlage und im Alter dann zur Selbstnutzung.

Sofortige Entscheidung für 20 Jahre spätere Nutzung

Der Kindsvater ist bereit, 250.000 Euro beizusteuern für ein Luxusobjekt im Wert von 1 Million Euro. Der Rest soll auf Kredit bezahlt werden. In 20 Jahren will die Frau in ihre 200-Quadratmeter-Wohnung in Dresden-Oberloschwitz einziehen, die zunächst monatlich 2.000 Euro Miete einbringen soll. Der Mann fragte Looman, was er von der Idee hält.

Kurz gesagt: Der Experte hat die Beratung wegen „Befangenheit“ abgelehnt. Grund: Zum einen arbeiten ostdeutsche Mütter meist bald wieder nach der Babypause, zum anderen empfand er persönlich das Tauschgeschäft Baby gegen Wohnung als starken Tobak, der Gefühlschaos auf allen Seiten verursachen könnte, und das Kind davon ja in dieser Zeit nichts hat.

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Dennoch hat Looman für sich und seine Kolumne die Sache einmal durchgerechnet. Bei 20 Jahren Laufzeit kostet der Kredit monatlich 3.619 Euro. Der Wert der Wohnung wird in 40 Jahren 950.000 Euro betragen, schätzt der Finanzanalytiker. Neben den 250.000 Euro Eigenkapital (ohne Steuervorteil für die Familie) folgen jährlich insgesamt 20 Einzahlungen a 19.428 Euro – die Differenz zwischen Kreditraten und Mieteinnahmen. Diese Beträge – umgerechnet 1.619 Euro monatlich – zahlt der Ehemann als „Lohn“ für die Kindeserziehung an die Ehefrau.

Warum ein Aktienfonds-Sparplan eher lohnen könnte

„In 20 Jahren wechselt dieser Zahlungsstrom die Vorzeichen“, sagt Looman. Die Schulden sind beglichen, die Frau zieht ein und erspart sich für die angenommenen nächsten 20 Jahre monatlich 2.000 Euro Miete. Die Rendite des Spar- und Rentenplans beträgt 2,7 Prozent pro Jahr, hat Looman errechnet. „Da Abgaben bei diesem Geschäft keine Rolle spielen, ist die Verzinsung vor und nach Steuern gleich hoch“, erklärt der Experte.

In der Sache ist das kein schlechtes Geschäft, doch die Angelegenheit ist mit starken Gefühlen verbunden, was im Alltag meist Komplikationen mit sich bringt. Looman hält das für den unkonventionellen („lieblosen“) Versuch, die finanzielle Schieflage zwischen Vater und Mutter in ein verträgliches Gleichgewicht zu bringen. „Das kann gutgehen, muss es aber nicht“, warnt er und fragt rhetorisch: Ist es vor dem Hintergrund, die eigenen Bedürfnisse und Gefühle in 20 Jahren abzuschätzen, wirklich eine gute Idee, insgesamt 639.000 Euro in eine einzige Anlageform zu investieren?

Besser breit streuen

Die Alternative könnte ein Aktienfonds-Sparplan sein, in dem tausende Anlagen gestreut sind, statt mit der Immobilie nur auf eine einzige Anlage zu setzen. Wenn sich der Sparplan mit 6,0 Prozent vor Steuern und 4,4 Prozent nach Steuern rentiert, hätte die Frau in 20 Jahren knapp 1,2 Millionen Euro Jahren auf dem Konto, rechnet Looman vor – ohne Aufnahme eines Kredits.

Mit dem Geld könnte sie sich eine Wohnung kaufen – wo auch immer. Oder legt es weiter in Aktien an und hebt den monatlichen Altersbedarf davon ab. „Dazu gehört allerdings Mut, den die meisten Leute nach Ende ihrer Berufsphase nicht haben, weil Verluste sich sofort nachteilig im Lebensstandard bemerkbar machen“, relativiert er (procontra berichtete).

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