Der Bürger kann sich in Finanzdingen am meisten auf sich selbst verlassen. „Spare für die Zeit im Alter, auch wenn es dafür keine Zinsen gibt“, hat der bekannte Finanzanalytiker und FAZ-Kolumnist Volker Looman an dieser Stelle früher schon ermuntert (procontra berichtete). Mit dem Sparen und Absichern so früh wie möglich anzufangen, ist dabei schon fast eine Binsenweisheit. Auf die Barwerte kommt es an (procontra berichtete).
Doch viele tun viel zu wenig über die staatliche Rente hinaus. Damit wird es im Alter womöglich sehr knapp. Daher will der Staat Arbeitnehmern über die staatlich Betriebs-, Basis- und Riester-Rente zu mehr Geld im Alter verhelfen. Bislang mit mäßigem Erfolg in der jeweiligen Zusatzrentenhöhe oder ganz und gar, wie beim neuen Sozialpartnermodell der Betriebsrente (procontra berichtete).
Staatlicher Zwang über Kredit beim Staat?
Der Stillstand könnte alsbald staatlichen Zwang zur Teilnahme auslösen (procontra berichtete). Daher sprießen immer neue Vorschläge, wie der Staat oder seine Helfershelfer die Bürger mit einer einfachen, wirksamen und erfolgreichen Zusatzvorsorge beglücken können. Eine neuere Idee kommt vom Münchener Ifo-Institut mit einem „Bürgerfonds“.
In einer Begleitstudie rechnen die Wirtschaftsforscher der Universität München vor, wie der deutsche Staat seine hohe Bonität nutzen könnte, um die Vermögensbildung der Bürger zu unterstützen. Der Bund sollte dazu für die Dauer hoher Renditedifferenzen zwischen Bundesanleihen und anderen Kapitalmarktanlagen Schulden aufnehmen, um die Mittel international breit diversifiziert anzulegen.
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Gedachter Profit über Differenz zwischen Kredit und Börse
Offenbar lehnt man sich an den langfristigen Erfolg solcher Staatsfonds wie in Norwegen an. Die Idee klingt einfach: Der Staat richtet den Fonds ein. Die Fondsgesellschaft erhält von ihren Bürgern jedes Jahr ein halbes Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als „billigen“ Kredit und investiert jährlich 18 Milliarden Euro in „teure“ Aktien. Die Differenz zwischen Kredit und Börse soll zum Erfolg führen, weil ein Unterschied von 200 Basispunkten jedem Bürger in 50 Jahren eine Einmalzahlung von 16.000 Euro bescheren soll.
Das ist zwar besser als nichts, hat aber mindestens zwei Haken: Die ganze Sache funktioniert nach dem Ifo-Modell nur auf Pump. Und Altersvorsorge auf Kredit ist so ziemlich das Riskanteste, was der Markt hergibt. Geht es schief, muss der Steuerzahler einmal mehr einspringen. Und geht es gut, bleibt die Ausbeute sehr bescheiden.
Als Basis kämen nur 74 Euro pro Monat beim Bürger an
Dies hat Finanzanalytiker Volker Looman diese Woche in seiner FAZ-Kolumne „In kleinen Schritten zur großen Million“ einmal nachgerechnet, was jeder von uns mit 16.000 Euro, die es in der Basisvariante des Bürgerfonds geben könnte, anfangen kann. Die Deutschen gehen etwa mit 67 Jahren in Rente und werden im Schnitt 85 Jahre alt.
„Folglich dauert der Ruhestand rund 18 Jahre oder 216 Monate“, rechnet Looman vor. 16.000 geteilt durch 216 macht aber lediglich 74 Euro und 7 Cent für jeden von uns – pro Monat. Und das alles auf Pump. „Ich empfinde solche Bürgerfonds als Verdummung des Volkes“, urteilt Looman denn auch wenig schmeichelhaft.
Im Mittelpunkt soll bekanntlich bei der Vorsorgeberatung das unmittelbare Interesse des Kunden stehen. Freie Vermittler müssen dies sogar amtlich reguliert beachten. Und sich dennoch häufig Provisionsschinderei vorwerfen lassen. Auf die Idee einer Altersvorsorge auf Pump würde aber wohl kaum ein Qualitätsberater kommen.
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