CS Euroreal: Immobilienfonds-Anleger pochen auf Auszahlung

Seit 2019 besitzt der Fonds keine Immobilien mehr, dafür hohe Barmittel. Diese sollen jedoch erst bis 2029 an die Anleger ausgezahlt werden. Diese wittern einen möglichen Interessenkonflikt zu ihren Ungunsten.

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11:03 Uhr | 31. März | 2021
Commerzbank  Bild: picture alliance/Geisler-Fotopress

Die Commerzbank-Tochter Commerz Real musste vor dem Stuttgarter Landgericht eine Niederlage hinnehmen. Bild: picture alliance/Geisler-Fotopress

Bei der Commerzbank sind gute Nachrichten momentan rar gesät: Nachdem im vergangenen Jahr das interne Personalchaos Schlagzeilen machte, sorgte die Ankündigung weitreichender Filialschließungen in diesem Jahr für Aufregung. Nun folgt die nächste Negativ-Schlagzeile:  

Eine Gruppe von Anlegern, angeführt vom Berliner Rechtsanwalt Robert Peres, fordert die sofortige Auszahlung von 350 Millionen aus dem Barvermögen des abgewickelten offenen Immobilienfonds CS Euroreal, für den die Commerzbank als Depotbank agiert.  

Auszahlungen bis 2029

Dieser war infolge der Finanzkrise 2007/08 finanziell in Schieflage geraten, als tausende Anleger ihre Anteile zurückgaben. Seit 2012 befindet sich der Fonds in der Abwicklung, im Jahr 2019 wurden mit zwei italienischen Shoppingcentern die letzten verbleibenden Immobilien im Portfolio veräußert.  

Derzeit verfügt der Fonds über ein Barvermögen von 510 Millionen Euro, die als Rücklage genutzt werden, um etwaige Verbindlichkeiten und Steuerforderungen zu bedienen. Bis 2024 sollen lediglich 50 bis 60 Prozent des Fondsvermögens ausgezahlt werden, heißt es seitens der Anleger-Gruppe. Der Rest allerdings erst bis 2029. Diese zurückbehaltene Summe sei aus Sicht der klagenden Anleger jedoch „nicht nachvollziehbar“, heißt es seitens der Anlegergruppe „Fair Deal für CS Euroreal“.  

„Es ist uns vollkommen rätselhaft, wie Verbindlichkeiten auch nur annähernd in dieser Größenordnung so lange nach Abschluss der Immobilienverkäufe entstehen können“, heißt es in einer Pressemitteilung. Im Vergleich zu anderen Fonds in Abwicklung, wie dem Axa Immoselect oder dem SEB Immoinvest, stehe die Ausschüttungspolitik der Commerzbank in einem „krassen Gegensatz“.  

Möglicher Interessenkonflikt

Da sich die Höhe der Gebühren an der Summe festgehaltener Gelder bemesse, befürchtet die Anleger-Initiative hier einen Interessenkonflikt, der sich zu Lasten der Anleger auswirke. So hätten Commerzbank und Credit Suisse seit Beginn der Abwicklung insgesamt Gebühren in Höhe von 242 Millionen Euro kassiert, die Anleger jedoch 800 Millionen Euro verloren. Hierzu hätten die Gebühren entscheidend beigetragen – sie entsprächen 30 Prozent des Anlegerverlustes, so der Vorwurf.  

Die Gruppe, die nach eigenen Angaben mehr als zehn Prozent aller Fondsanteile repräsentiert und auf weitere Mitglieder hofft, appelliert nun unter anderem an die BaFin, „zum Schutz der Anleger eine detaillierte, unabhängige Untersuchung des Vorgehens der Commerzbank in Bezug auf das Sondervermögen CS Euroreal durchzuführen und Stellung dazu beziehen.

Was die Commerzbank sagt

Auf procontra-Nachfrage erklärt die Commerzbank die hohe Liquiditätsreserve unter anderem damit, dass das damalige Immobilienportfolio mehrere großvolumige Einkaufszentren und Büroimmobilien umfasste – unter anderem den 68 Meter hohen Büroturm T8 in Frankfurt am Main. Die Liquiditätsreserve müsse auch in der Lage sein, Großschadensereignisse, wie die Rückabwickung von Immobilienverkäufen, tragen zu können.

Viele Gewerbeimmobilien würden zudem oftmals von Zweckgesellschaften gehalten, erklärt die Bank weiter. Die steuerliche Prüfung der Jahresabschlüsse dieser Zweckgesellschaften, wie auch anderer Gesellschaften, erfolge jedoch häufig erst mit deutlichem Nachlauf - fünf bis sieben Jahre seien hier keine Seltenheit. "Dies bedeutet, dass auch für die Möglichkeit einer signifikanten Steuernachzahlung Vorsorge getroffen werden muss, wenn die lokalen Finanzbehörden ein zugunsten der Gemeinschaft der Anleger gewähltes Steuermodell nicht anerkennen", erklärte eine Unternehmenssprecherin.

Weiter verwies die Bank darauf, dass das Modell zur Kalkulation der Eventualverbindlichkeiten von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft und abgenommen und der BaFin gegenüber offengelegt worden sei. Diese werde auch regelmäßig über die Entwicklung des Fonds informiert, wobei insbesondere die Entwicklungen der Eventualverbindlichkeiten sowie der Ausschüttungen des Fonds thematisiert würden.