Hohe Sicherheit, hohe Renditen?!
1,2 Milliarden Menschen leben in einem von Wassermangel oder Dürre geprägten Gebiet. Die Süßwasserressourcen pro Person reduzierten sich in den vergangen 20 Jahren um durchschnittlich 20 Prozent – und nach einer aktuellen Prognose der Vereinten Nationen wird sich bis 2050 die Zahl der unter Wasserstress leidenden Menschen mindestens verdoppeln. Die Zahlen sprechen für sich.
Unternehmen, die in der Produktion von Trink- und Abwassersystemen tätig sind oder Technologien zur Wassernutzung entwickeln, treffen dementsprechend auf eine hohe Nachfrage. Das hat Effekte auf den Kapitalmarkt, die sich eine wachsende Zahl von Wasserfonds zunutze macht. Aktuell stehen Anlegern in Deutschland 21 überwiegend aktiv gemanagte Fonds zur Verfügung, die in Hersteller von Filter- oder Pumpenanlagen, Wasserversorgungsunternehmen oder Meerwasserentsalzungsanlagen investieren – aufgrund des geringen Risikoprofils und der zumeist stabilen Renditen ein lohnendes Segment. Und das entdecken immer mehr Anleger für sich.
Klimawandel pusht die Nachfrage
So stiegen nach einer im März dieses Jahres veröffentlichten Analyse der Ratingagentur Scope in den vergangenen Jahren die Zuflüsse in Wasserfonds erheblich: Das Investitionsvolumen lag Ende Februar 2018 noch bei rund 9,1 Milliarden Euro, im Februar 2023 waren es schon 25,7 Milliarden – ein Zuwachs von mehr als 180 Prozent. Doch worauf ist das gestiegene Interesse zurückzuführen und wie renditestark sind die Fonds?
„Die Wasserwirtschaft ist geprägt von soliden und etablierten Unternehmen. Die Gefahr von Pleiten ist nicht sehr hoch“, sagt Gerhard Wagner. Er ist Manager des 2017 aufgelegten Swisscanto-Wasserfonds „Swisscanto Equity Fund Sustainable Global Water“ und führt die gestiegenen Zuflüsse vor allem auf die strukturelle Relevanz des Klimawandels zurück. Schließlich verändere sich dadurch das weltweite Wasserangebot: Versiegt eine Wasserquelle, muss die Infrastruktur angepasst werden.
Für Wasser gibt es kein Substitut. Die Technologien werden auch in 20 oder 50 Jahren noch gebraucht.Gerhard Wagner, Fondsmanager bei Swisscanto
„Das zieht Investitionen nach sich“, sagt Wagner und ergänzt: „Für Wasser gibt es kein Substitut. Technologien zum Reinigen von Wasser werden auch in zehn, 20 oder 50 Jahren noch gebraucht.“ Die Branche unterliege daher keinem disruptiven Wandel, viele Firmen hätten eine feste Bindung zu ihren Kunden. Die Eintrittsbarrieren seien hoch – und da sich nur versierte Unternehmen auf dem Markt halten können, böten Wasserfonds Anlegern eine hohe Sicherheit.
Immenser Investitionsbedarf
Nach Angaben von Scope wurde der bislang größte Wasserfonds vom Schweizer Asset Manager Pictet im Jahr 2000 aufgelegt. Der zu den ältesten Fonds gehörende Pictet Water ist mittlerweile 8,2 Milliarden Euro schwer (Stand 2/2023) und brachte auf Zehn-Jahres-Sicht eine Rendite von knapp 11 Prozent pro Jahr. Dahinter rangiert größenmäßig der „BNP Paribas Aqua“ mit 3,8 Milliarden Euro.
Anfang des Jahres brachte Union Investment einen Wasserfonds auf den Markt: Der „UniNachhaltig Aktien Wasser“ investiert aktuell in 50 Unternehmenstitel. „Das Thema Wasser kann der Anleger greifen“, erklärt Portfoliomanager Felix Schröder und fügt hinzu: „Das gesteigerte Interesse spiegelt den gesteigerten Investmentbedarf wider.“ Wasserfonds würden in einem sehr begrenzten Investment-Universum agieren – ein Vorteil, da es so keine Kollision mit dem breiten Kapitalmarkt gebe. Zudem verfügten viele Unternehmen über ein „starkes Geschäftsmodell“, wodurch Anleger langfristig Überrenditen erzielen könnten.
Der Investitionsbedarf in den Wassersektor derweil ist immens. In der US-amerikanischen Wasserinfrastruktur betrug die Investitionslücke nach Angaben von Allianz Global Investors im Jahr 2019 insgesamt 81 Milliarden US-Dollar. Nach anderen Berechnungen würden in den kommenden 20 Jahren jährlich über 100 Milliarden US-Dollar benötigt, um diese Infrastruktur an den voranschreitenden Klimawandel anzupassen. Gute Voraussetzungen, damit nicht nur Wasser, sondern auch eine attraktive Rendite sprudelt.