Nach der FWU-Insolvenz

Lebensversicherer in Not: Müssen Kunden jetzt um ihr Erspartes bangen?

Dem Luxemburger Lebensversicherer FWU Life Insurance Lux droht die Pleite. Davon betroffen sein sollen auch Tausende Kunden in Deutschland. Müssen die jetzt um ihr Erspartes bangen? procontra hakte nach.

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12:07 Uhr | 31. Juli | 2024
Schiff in stürmischer See

Schwere See: Der Luxemburger Lebensversicherer FWU Life Insurance Lux ist in erhebliche Not geraten. Ihm droht der Entzug der Zulassung.

| Quelle: Posnov

Es ist zurzeit eines der großen Themen in der Branche: Die Finanz-Holdinggesellschaft FWU AG mit Sitz in Grünwald bei München musste vor einigen Tagen wegen Überschuldung Insolvenz anmelden. Dadurch ist die Tochtergesellschaft, der Luxemburger Lebensversicherer FWU Life Insurance Lux, in erhebliche finanzielle Schieflage geraten und droht jetzt sogar die Zulassung zu verlieren.

Versicherungsaufsicht friert Gelder ein

Wie die luxemburgische Versicherungsaufsicht Commissariat aux Assurances (CAA) mitteilt, habe der Lebensversicherer die Mindestkapitalanforderung (MCR) und die Solvabilitätskapitalanforderung (SCR) nicht mehr erfüllen können. Um die Interessen der Versicherungsnehmer zu schützen, habe man deshalb beschlossen, dessen Vermögenswerte einzufrieren. Das Neugeschäft wurde bereits zum 3. Juli eingestellt.

Der Aufsicht zufolge hat das Unternehmen jetzt einen Monat Zeit, um einen Finanzierungsplan zur Wiederherstellung der erforderlichen Kapitalausstattung vorzulegen. Sollte dieser Plan nicht genehmigt werden oder nach weiteren drei Monaten nicht zum gewünschten Ergebnis führen, wird die FWU Life Insurance Lux wohl ihre Lizenz verlieren.

Nach Einschätzung der Süddeutschen Zeitung ist der Versicherer offenbar über Beitragserhalt-Garantien in Altverträgen ins Straucheln geraten. Wegen dieser finanziellen Belastung sei am Ende nicht mehr genügend Eigenkapital vorhanden gewesen.

Was der GDV zu dem Fall sagt

Von der nun drohenden Pleite sollen auch Tausende Kunden in Deutschland betroffen sein. Müssen die jetzt um ihr Erspartes bangen? Nicht zwangsläufig, meint man beim Branchenverband GDV. Selbst wenn die laufenden Sanierungsbemühungen keinen Erfolg haben sollten und die Verträge dann in die Liquidation gehen würden, hätten die Forderungen der Versicherten Vorrang gegenüber den Forderungen aller anderen Gläubiger.

„Die Vermögensgegenstände zur Bedeckung der Forderungen der Versicherungsnehmer werden ähnlich wie nach deutschem Recht gesondert gemanagt und aufbewahrt“, unterstreicht Ulrike Schulz, Sprecherin beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Auch Matthias Grimm von der insolventen deutschen Muttergesellschaft FWU betont gegenüber unserer Redaktion, dass sich die Kunden "keine Sorgen um den Wert ihrer Police" machen müssten. „In Luxemburg gibt es ein spezielles System, das so genannte ,Dreieck der Sicherheit‘, das die Rechte der Kunden schützen soll, wenn eine Versicherungsgesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten gerät“, erklärt Grimm.

Dieses System verpflichte Versicherer unter anderem dazu, die Vermögenswerte ihrer Kunden nach Zustimmung durch die CAA bei einer Depotbank zu hinterlegen. So werde sichergestellt, dass die Ansprüche der Kunden vorrangig behandelt und geschützt würden. Sollte, so Grimm, die FWU Life Insurance Lux tatsächlich die Zulassung verlieren, werde eine externe Person mit der Verwaltung der Versicherungsgesellschaft beauftragt.

In Deutschland wären Kunden in einer ähnlichen Situation übrigens über den gesetzlichen Sicherungsfonds Protektor geschützt, der von allen deutschen Lebensversicherungsgesellschaften getragen bzw. finanziert wird. Geht ein Lebensversicherungsunternehmen pleite, springt Protektor ein und übernimmt den Versicherungsbestand. Die Finanzaufsicht liegt hierzulande bei der Bafin.

Österreichische Tochter gilt als gesund

Bei der FWU AG handelt es sich nach eigener Auskunft um eine internationale Unternehmensgruppe, die 1983 von Dr. Manfred Dirrheimer gegründet wurde. Sie beschäftigt 420 Mitarbeiter an zehn Standorten und bedient in Europa rund 285.000 Kunden mit einer Beitragssumme von insgesamt 9 Milliarden Euro. Ein Schwerpunkt ist der Vertrieb fondsgebundener Lebensversicherungen.

Zu den Töchtergesellschaften der FWU AG gehört neben dem Luxemburger Lebensversicherer auch noch die FWU Life Insurance Austria AG mit Sitz in Österreich. Sie soll rund 38.000 Verträge im Bestand haben und gilt als wirtschaftlich gesund. Trotzdem wurde auch hier bis auf Weiteres das Neugeschäft gestoppt.