Florian Sallmann im Interview

Interrisk-Vorstand: „Bisher waren wir sehr zurückhaltend, was unsere Sichtbarkeit angeht"

Die Interrisk Versicherungs-AG krempelt sich um: weniger Vorstände, mehr Vertrieb, neue Impulse in der Außendarstellung. Im Interview spricht Vorstandschef Sallmann über die strategische Neuausrichtung, den gezielten Ausbau der Maklerbetreuung – und warum der Versicherer jetzt mehr Sichtbarkeit will.

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10:04 Uhr | 17. April | 2025
Interrisk-Vorstand Dr. Florian Sallmann

Florian Sallmann, der neue Vorstandsvorsitzende der Wiesbadener Interrisk Versicherungen, studierte und promovierte am Institut für Versicherungswirtschaft und Risikomanagement der Wirtschaftsuniversität Wien. Seine letzte Station war Vorstandsmitglied bei der Dialog, verbunden mit der Leitung des Maklervertriebs der Generali. Sallmann ist mit einer gebürtigen Amerikanerin verheiratet und hat zwei Töchter.

| Quelle: Interrisk

Sie haben zum 1. Februar den Posten als Vorstandsvorsitzender bei der Interrisk übernommen. Welche Themen gehen Sie als erstes an?

Tatsächlich habe ich bereits im Oktober die Chance gehabt, ins Unternehmen einzusteigen und hatte dann eine viermonatige Übergangszeit mit meinem Vorgänger Roman Theisen, was wir sehr intensiv genutzt haben. Dabei ging es zunächst darum, den Status quo festzustellen. Und jetzt geht es darum, was wir für Möglichkeiten haben, die wir ausbauen können. Also sprich, welche Märkte wollen wir erschließen, welche Kundengruppen, welche Produkte wollen wir ausbauen. Wie geht es voran mit der Digitalisierung? Und vor allem: Wir wollen präsenter werden.

Die Interrisk ist in der Maklerschaft sehr geschätzt, bei Endkunden dagegen weniger bekannt. Wollen Sie daran etwas ändern?
Ja, das ist ein Punkt, den wir ganz klar angehen wollen. Bisher waren wir sehr zurückhaltend, was unsere Sichtbarkeit angeht – das wollen wir ändern. Wir wollen deutlich stärker in Erscheinung treten, nicht nur im B2B-, sondern auch im B2C-Bereich. Viele Kunden kennen ihren Vermittler, aber nicht unbedingt den Versicherer dahinter. Das möchten wir ändern, ohne dabei unsere DNA als Maklerversicherer zu verlieren.

Sie haben das Unternehmen kürzlich auch strukturell neu aufgestellt – was genau hat sich verändert?
Wir haben die Vorstandsstruktur gestrafft und sind jetzt zu dritt im Vorstand – eine bewusste Entscheidung. Das gibt uns mehr Klarheit in den Verantwortlichkeiten und erlaubt uns, schneller zu agieren. Natürlich bedeutet das auch: mehr Verantwortung auf weniger Schultern. Aber wir sehen das als Chance, Entscheidungen direkter zu treffen und Veränderungen zügiger umzusetzen.

Gibt es Pläne, den Vertrieb in diesem Zuge personell auszubauen?
Definitiv. Bisher war unser Außendienst sehr schlank aufgestellt – da reden wir von zwei Personen. Wir haben jetzt entschieden, diese Zahl zu verdoppeln und sukzessive weiter auszubauen, wo es sinnvoll ist. Wichtig ist uns dabei: keine Überdimensionierung, sondern gezielter Ausbau mit Leuten, die verstehen, wie moderne Vermittler ticken – digital affin, nah dran, lösungsorientiert.

Wir wollen ein Team aufbauen, das den digitalen Wandel mitträgt
Florian Sallmann

Also eine gezielte Verjüngung des Teams?
Genau. Wir wollen ein Team aufbauen, das den digitalen Wandel mitträgt und Vermittler auch auf dieser Reise begleiten kann – vom digitalen Antrag über BIPRO-Normen bis hin zu modernen Tools in der Bestandsbetreuung. Das ist heute einfach notwendig.

Wie erleben Sie die digitale Reife innerhalb Ihrer Maklerschaft? Gibt es da Unterschiede?
Natürlich. Es gibt Vermittler, die sehr digital unterwegs sind, und andere, die sich noch entwickeln – aber die meisten sind offen. Entscheidend ist, dass wir unsere Vermittler als Partner auf Augenhöhe begleiten, ohne sie zu überfordern. Und das geht nur mit einem Team, das fachlich und menschlich passt.

Und wie ist die Resonanz auf Ihre Pläne bisher?
Erstaunlich positiv. Wir haben nach außen kommuniziert, dass wir den Vertrieb ausbauen – und schon in kurzer Zeit viele spannende Bewerbungen erhalten. Das spricht für die Marke Interrisk, die offenbar als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. Darauf können wir stolz sein.

Wir haben in den letzten Monaten viel Bewegung im Markt gesehen mit zahlreichen Übernahmen und Zusammenschlüssen wie die Fusion von Barmenia und Gothaer. Spielt das Thema Marktkonsolidierung für Ihr Wachstum eine Rolle?
Wir beobachten den Markt natürlich sehr aufmerksam. Es gibt viele Veränderungen, Fusionen, neue Gruppen – gerade im Gewerbebereich. Aber wir konzentrieren uns auf organisches Wachstum und den Ausbau stabiler Partnerschaften. Wir setzen auf Kontinuität, nicht auf Aktionismus.

Aktuell zählen rund 10.000 Makler zu Ihren Partnern. Wollen Sie diese Zahl noch steigern?
Für uns zählt weniger die Quantität als die Qualität. Wir wollen vor allem die bestehenden Partnerschaften stärken und neue, hochwertige Beziehungen aufbauen. Der Fokus liegt auf einem nachhaltigen Ausbau, nicht auf bloßen Zahlen.

Wie begegnen Sie den wachsenden Maklerpools und neuen Anforderungen großer Einheiten?
Mit einer klaren Haltung: Wir begegnen allen Partnern auf Augenhöhe. Natürlich verändern sich Ansprechpartner, Strukturen und Erwartungen – aber wenn man Kontinuität und Zuverlässigkeit beweist, Produkte liefert, die funktionieren, und Kommunikation auf Augenhöhe pflegt, dann ist man auch bei diesen Partnern willkommen.

Sie arbeiten seit neuestem mit dem Digitalversicherer Panda zusammen – wie kam es dazu?
Panda hat im Zuge der Insolvenz der Element einen neuen Risikoträger gesucht – und uns gefunden. Wir fanden die Idee spannend: Ein rein digitaler Assekuradeur, fokussiert auf Tierhalter – das passt zu uns. Modern, agil, mit viel Potenzial. Solche Partnerschaften helfen uns, neue Zielgruppen zu erschließen und unsere digitale Kompetenz auszubauen.

Was treibt Sie persönlich in Ihrer Rolle als Vorstandsvorsitzender an?
Ich habe großen Respekt vor dem, was hier in den letzten Jahren geleistet wurde – aber ich sehe auch viel Potenzial, das wir noch heben können. Deshalb war es mir wichtig, frischen Wind reinzubringen, eine neue Kultur zu fördern und das Team zu motivieren. Wir haben tolle Mitarbeiter, die Lust auf Veränderung haben. Das möchte ich fördern.

Zum Abschluss: Was macht die Interrisk in Ihren Augen besonders?
Wir haben das Herz auf dem rechten Fleck. Wir sind für unsere Vermittler erreichbar, nehmen das Telefon ab, kennen die Leute – und das wird wertgeschätzt. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Und das wollen wir bewahren, auch wenn wir wachsen.