Sanierung gescheitert: Lebensversicherer FWU wird liquidiert
Der luxemburgische Versicherer FWU Life Insurance Lux (FLL) wird liquidiert. Das hat das Bezirksgericht Luxemburg nun angeordnet, nachdem die luxemburgische Finanzaufsicht CAA (Commissariat aux Assurances) einen entsprechenden Antrag gestellt hatte. Zuvor hatte die Finanzaufsicht einen Sanierungsplan für das Unternehmen als unzureichend abgelehnt. Der Einzug von Versicherungsprämien war bereits mit Wirkung vom 23. Januar ausgesetzt worden. Wichtig zu wissen: Die Finanzaufsicht über die FLL obliegt dem CAA als Heimatlandaufsicht – und nicht der BaFin.
Krise begann im Sommer 2024
Zur Erinnerung: Am 19. Juli 2024 hatte die deutsche Muttergesellschaft des Lebensversicherers, die Holdinggesellschaft FWU AG mit Sitz in Grünwald bei München, Insolvenz anmelden müssen. Am selben Tag hatte dann auch die Luxemburger Tochter erklärt, dass sie die Mindestkapitalanforderungen nicht mehr erfüllen könne. Die örtliche Finanzaufsicht CAA (Commissariat aux Assurances) fror daraufhin die Vermögenswerte ein, verhängte einen Stopp des Neugeschäfts und verdonnerte den klammen Versicherer zur Aufstellung eines Sanierungsplans innerhalb der nächsten sechs Monate. Wie sich jetzt gezeigt hat, ohne Erfolg.
Nach Einschätzung von Insidern war der Versicherer offenbar über Beitragserhalt-Garantien in Altverträgen ins Straucheln geraten. Wegen dieser finanziellen Belastung sei am Ende nicht mehr genügend Eigenkapital vorhanden gewesen.
Zur FWU AG gehört mit der FWU Life Insurance Austria AG auch noch eine deutlich kleinere österreichische Tochter, die bisher nicht von der Insolvenz betroffen ist und unter Aufsicht der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) steht. Sie hat sich in den vergangenen Monaten sehr autark aufgestellt, ist weiterhin aktiv und zeichnet nach einem vorübergehenden Stopp auch wieder Neugeschäft. Nach Auskunft von FMA-Sprecher Boris Gröndahl läuft das Kundengeschäft der FWU Austria derzeit normal und störungsfrei weiter.
Unübersichtliche Lage für betroffene Kunden
Wie sich allerdings die Liquidation der luxemburgischen Tochter, die auch Tausende von Verträgen in Deutschland verkauft haben soll, auf die betroffenen Versicherungsnehmer auswirken wird, ist derzeit noch unklar. Das „Commissariat aux Assurances“ will in den kommenden Tagen nähere Einzelheiten zu der aktuellen Situation veröffentlichen. Die Verbraucherzentrale Hamburg empfiehlt unterdessen, Prämienzahlungen ab sofort auszusetzen. Und Rechtsanwalt Jens Reime schreibt auf Anwalt.de: „Kunden sollten wichtige Dokumente bereithalten und auf die Mitteilungen des CAA warten, um Ansprüche geltend machen zu können.“
Erschwert wird die Sache womöglich dadurch, dass für die FWU Life Insurance nicht das deutsche Sicherungssystem Protektor, sondern ein eigenes, luxemburgisches System gilt. Dieses System verpflichtet überschuldete Unternehmen unter anderem dazu, die Vermögenswerte ihrer Kunden nach Zustimmung durch die CAA bei einer Depotbank zu hinterlegen.
Insolvenzverwalter sucht Investoren
Und wie geht es jetzt mit der Muttergesellschaft, also der FWU AG, weiter ? Nach Auskunft von Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt von der Pluta Rechtsanwalts GmbH wird der Geschäftsbetrieb vorerst fortgeführt. Das betreffe auch den „Investorenprozess“ mit dem Ziel, „weitere Beteiligungen der FWU AG zeitnah zu veräußern." Hiermit ist wahrscheinlich vor allem die österreichische Tochter gemeint.
Bei der FWU AG handelt es sich nach eigener Auskunft um eine internationale Unternehmensgruppe, die 1983 von Dr. Manfred Dirrheimer gegründet wurde. Sie beschäftigte einst 420 Mitarbeiter an zehn Standorten und bediente in Europa rund 285.000 Kunden mit einer Beitragssumme von insgesamt 9 Milliarden Euro. Ein Schwerpunkt ist der Vertrieb fondsgebundener Lebensversicherungen.