„Vermittler ist ein Job, der auch bezahlt werden muss“
Seit Oktober 2015 ist Frank Grund Exekutivdirektor bei der BaFin, verantwortlich für die Versicherungs- und Pensionsaufsicht. Ende September ist Schluss für den gebürtigen Rheinländer – der Ruhestand wartet.
Zeit also, noch einmal auf die vergangenen acht Jahre und die von ihm beaufsichtigte Branche zurückzublicken. Diese Chance nahm Grund nun in der aktuellen Folge des behörden-eigenen Verbraucherschutz-Podcasts war. In diesem sprach Grund nicht nur über die sich verändernden ökonomischen Realitäten und das erhöhte Cyber-Risiko für die Versicherer, sondern ging auch auf das Thema Vermittlervergütung ein.
Der BaFin-Exekutivdirektor sprach sich in diesem Zusammenhang eindeutig für das bestehende System der Provisionsvergütung aus. „Vermittler ist ein Job, der auch bezahlt werden muss“, stellte Grund klar, „und Provisionen sind meiner Meinung nach der beste Weg“. Schon immer sei er skeptisch gegenüber einem Provisionsverbot gewesen, berichtete Grund. Daran hat sich auch nach seinem Wechsel aus der Versicherungswirtschaft hin zur Aufsichtsbehörde nichts geändert.
Grund verwies in diesem Zusammenhang auf Erfahrungen aus anderen Märkten – unter anderem in Großbritannien und den Niederlanden wird ausschließlich gegen Honorar beraten. Dies habe aber zur Folge, dass nur noch bestimmte Kundengruppen eine Beratung in Anspruch nähmen.
Hohe Kosten für Honorarberatung
Denn auch Honorarberater arbeiteten schließlich nicht umsonst, sondern riefen teils „recht hohe Kosten“ aus. Für Kunden, die große Summen anlegen wollen, sind diese Kosten kein Ausschlusskriterium für eine Beratung. Bei geringeren Summen könnten diese Kosten hingegen abschreckend wirken.
Nichtsdestotrotz bleiben die Vergütungen der Vermittler weiterhin Aufsichtsgegenstand, bemerkte Grund und verwies auf das von der BaFin im Mai veröffentlichte „Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungen“. In diesem hatte die BaFin ankündigt, Provisionsexzesse zukünftig verstärkt prüfen zu wollen.
„Wir prüfen derzeit einige Gesellschaften sehr konkret“, bemerkte Grund, ohne Namen zu nennen. Die Ergebnisse der BaFin-Untersuchungen werden erst nach Ende seiner Amtszeit verkündet werden.
Grund stellte auch klar, dass es im ureigenen Interesse der Versicherer liege, Provisionsexzesse zu vermeiden. Mit Blick auf die von der EU geplante Kleinanlegerstrategie bemerkte Grund: „Das ist die letzte Chance für die Branche, ein Provisionsverbot noch einmal abzuwenden.“ Zwar hat EU-Kommissarin Mairead McGuiness im aktuellen Entwurf auf ein solches verzichtet, gleichzeitig jedoch angekündigt, ein Provisionsverbot in einigen Jahren noch einmal prüfen zu wollen.
Branche wird den digitalen Wandel schaffen
Lob erhielt die Branche von Grund für ihre Wandlungsfähigkeit. So wird immer wieder darüber spekuliert, dass große Tech-Firmen wie Amazon oder Google auf dem hiesigen Versicherungsmarkt aktiv werden und die Versicherer überflüssig machen könnten. Grund selbst hält dieses Szenario – zumindest den zweiten Teil – für nicht realistisch. „Daran habe ich damals nicht geglaubt, daran glaube ich auch heute nicht.“ Die Branche werde den digitalen Wandel schaffen, glaubt Grund, schränkt aber auch ein: „Das eine Unternehmen mehr oder besser als das andere.“
Insgesamt bewertete Grund seine Zeit bei der Finanzaufsicht als „Krönung meiner Berufszeit“. Den vollzogenen Seitenwechsel von Versichererseite hin zur Aufsichtsbehörde bewertete er als sehr bereichernd. Die Themen seiner Branche bewertete Grund aufgrund ihrer Vielfalt als sehr spannend. So fällt es auch schwer, sich einen vollständigen Abschied von Grund vorzustellen. Muss man eventuell auch nicht: Grund deutete an, der Branche auch zukünftig erhalten zu bleiben. Wie und in welcher Form bleibt indes abzuwarten.