Schäden durch Jahrhunderthochwasser
Diese Nachricht sorgte im Herbst für einiges Aufsehen: Um durchschnittlich 15 Prozent werden 2023 die Beiträge für Wohngebäudeversicherungen steigen, bedingt durch die heftige Teuerung für Material- und Personalkosten in der Baubranche. Doch trotz der kräftigen Beitragserhöhung steht die Frage im Raum, ob diese überhaupt ausreicht, um die Wohngebäudesparte auf tragfähige Füße zu stellen. Schließlich wird diese, laut GDV-Zahlen, seit über 20 Jahren defizitär betrieben. So machte die Branche damit von 2001 bis einschließlich 2020 durchschnittlich rund zehn Prozent Verlust pro Jahr.
Dass nun ein Inflationsausgleich stattfindet, ist mathematisch notwendig und würde in der Höhe wahrscheinlich auch ausreichen – wären da nicht die besonders schadenträchtigen Jahre, häufig geprägt von Großschadenereignissen, etwa durch Naturkatastrophen. Gerade die „Jahrhunderthochwasser“ werden ihrem Namen längst nicht mehr gerecht, da sie mittlerweile eher alle fünf bis zehn Jahre auftreten. So schnellte die Schadenkostenquote der Wohngebäudeversicherer (Gesamtmarktbetrachtung) nach der Elbeflut 2002 auf 144 Prozent nach oben, nach den Starkregenereignissen im August 2007 auf 133,8 Prozent und nach dem Juni-Hochwasser 2013 auf 134,7 Prozent.
Das jüngste Jahrhunderthochwasser, dessen exorbitante Schadenzahlungen eigentlich über die nächsten Jahrzehnte ausgeglichen werden sollen, steckt den Wohngebäudeversicherern noch relativ frisch in den Knochen beziehungsweise in den Büchern. Bedingt durch die Flutkatastrophe im Sommer 2021 stieg die Combined Ratio auf 139,2 Prozent (Gesamtmarktbetrachtung). Da ist es wenig überraschend, dass 36 der 50 größten Wohngebäudeversicherer (Marktabdeckung: 95 Prozent nach Prämieneinnahmen) rote Zahlen schrieben.
Das geht aus dem aktuellen „Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung“ hervor, für den die V.E.R.S. Leipzig GmbH die Geschäftsberichte der 50 größten Anbieter in dieser Sparte ausgewertet hat. Im Durchschnitt lag deren Combined Ratio im Jahr 2021 (zu den meisten Anbietern liegen noch keine neueren Kennzahlen vor) bei 127,6 Prozent, also immerhin noch etwas niedriger als der Gesamtmarkt. Dennoch: Nur 14 Versicherer konnten in diesem Zeitraum mit der Sparte einen Gewinn erwirtschaften.
Etwa die Hälfte der defizitären Anbieter (17 Stück) mussten sogar eine Combined Ratio von über 150 Prozent hinnehmen. Über 60 Prozent Verlust machten sieben Unternehmen – darunter auch ein Spartenriese, der mit einer Schadenkostenquote von über 200 Prozent an der „Spitzenposition“ rangiert. Um welche Unternehmen es sich handelt, können Sie in unserer Bilderstrecke (siehe oben) nachlesen.