PKV: Beiträge steigen 2021 im Schnitt um 8,1 Prozent
Rund 8,7 Millionen privat Vollversicherte gibt es in Deutschland. Mehr als ein Viertel (2,4 Millionen) von ihnen sind beim größten Anbieter Debeka versichert und erhielten bereits in der vergangenen Woche die Nachricht, dass sie ab 2021 mit massiv gesteigerten Beitragskosten rechnen müssen: Um durchschnittlich 17,6 Prozent wachsen die Mehrkosten zum Jahreswechsel.
Vier Jahre lang hatte der deutsche PKV-Platzhirsch die Beiträge der Vollversicherten nicht erhöht, und das, obwohl das rechnerisch längst überfällig gewesen wäre. Der Hintergrund: Private Krankenversicherer dürfen ihre Beiträge erst anpassen, wenn Leistungsausgaben oder Sterbewahrscheinlichkeit um fünf Prozent oder zehn Prozent von der ursprünglichen Kalkulation abweichen. Eine solche Begründung fordert der Gesetzgeber ein, um Versicherte vor willkürlichen Steigerungen zu schützen und Transparenz für die Verbraucher zu schaffen.
Um hingegen eine Unterdeckung auszugleichen, die die PKV vor Abschluss hätte erkennen müssen, sind Prämienerhöhungen nicht erlaubt. Nachdem sich der Bedarf zur Kostendeckung also gestaut hat, trifft er die Versicherten nun umso härter. Aufgrund der Niedrigzinsen wurde zudem der Rechnungszins nach unten angepasst. Anders läuft es in der GKV: Hier sind die Prämien jährlich variabel, was zu weniger auffälligen Sprüngen führt. Fakt ist: Die Beitragsbelastungen pro Versicherten sind in der PKV in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 3,0 Prozent pro Jahr weniger stark gewachsen als in der GKV (3,3 Prozent).
Höhere Leistungsausgaben, sinkende Kapitalerträge in der PKV
Laut aktuellen Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) trifft die Erhöhung nicht nur Debeka-Versicherte: Um durchschnittlich 8,1 Prozent steigen die PKV-Beiträge 2021. Den rapiden Anstieg begründet der PKV-Verband mit deutlich angezogenen medizinischen Leistungsausgaben bei gleichzeitig stetig sinkenden Kapitalerträgen infolge der europäischen Niedrigzinspolitik. Das durch den erforderlichen Schwellenwert bedingte Wechselbad zwischen mehreren Jahren ohne jeden Anstieg und plötzlich starken Erhöhungen sieht der Verband selbst kritisch: „Das wollen wir den Versicherten gerne ersparen. Dafür gibt es konkrete Vorschläge, doch leider blockiert die SPD die nötige Gesetzesänderung", so der Seitenhieb von Verbandsdirektor Florian Reuther auf die Beschlüsse aus Berlin. Die PKV muss laut WIP zwar höhere Beitragsanpassungen zur Finanzierung der Alterungsrückstellungen vornehmen. Im Durchschnitt fällt die Belastung der PKV-Versicherten aber geringer aus als die der GKV-Versicherten.
Schon seit Jahren geht die Zahl der Vollversicherten in der PKV zurück – laut Assekurata 2019 um insgesamt um 6.300 Versicherte. Grund dafür sind nicht die Abgänge in die Gesetzliche Krankenversicherung – diese Zahl zeigt sich seit Jahren relativ stabil und lag im vergangenen Jahr bei 134.000. Die Bestandsverluste lassen sich vor allem auf die gesunkene Zahl der Neuzugänge zurückführen: Wechselten 2009 noch 288.200 Versicherte aus der GKV in die PKV, lag diese Zahl 2019 nur noch bei rund der Hälfte (146.000).
Reale Mehrbelastung in der GKV höher
Als Beleg führt das Institut Zahlen aus dem Zehnjahresvergleich an: Die PKV-Beitragseinnahmen je Vollversicherten verzeichneten von 2011 bis 2021 – also inklusive der neuerlichen Erhöhung – demnach einen Anstieg um 33,9 Prozent, was jährlich 3,0 Prozent entsprich. Der Beitragssatz inklusive der Zusatzbeiträge in der GKV blieb indes aufgrund der guten Einnahmensituation annähernd stabil.
Da sich der konstante Beitragssatz auf ein steigendes beitragspflichtiges Einkommen bezieht und zudem die Beitragsbemessungsgrenze regelmäßig erhöht wurde, ist die reale Belastung allerdings der Aufstellung zufolge im selben Zeitraum um 38,4 Prozent (3,3 Prozent pro Jahr) gestiegen. Das ist der zunehmenden Zahl der Erwerbstätigen und dem im Durchschnitt steigenden Arbeitseinkommen zuzuschreiben
Zusätzlich ist für das kommende Jahr geplant, den Steuerzuschuss um fünf Milliarden Euro auf dann insgesamt 19,5 Milliarden zu erhöhen. Einen Hintergrund dafür bildet die politisch gesetzte Sozialgarantie, das 40-Prozent-Ziel über alle Sozialversicherungsbeiträge nicht zu gefährden.